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Leipziger Universitätsmedizin informiert über die Trauerforschung
Montag, 24. November 2014
Leipzig – Überdurchschnittlich lang anhaltende Trauer unterscheidet sich von anderen psychischen Erkrankungen wie Depression oder posttraumatischen Belastungsstörungen. Außerdem birgt sie gesundheitliche Risiken: Herz-Kreislauf-Erankungen oder spätere Depressivität können die Folge sein. Das berichten Wissenschaftler und Ärzte um Anette Kersting, Direktorin der Klinik und Poliklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie am Universitätsklinikum Leipzig.
In einer epidemiologischen Studie zeigte sie, dass 6,7 Prozent der deutschen Bevölkerung, die einen Verlust erlebt haben, eine sogenannte pathologische Trauer entwickeln. Krankhafte Trauerverläufe sind laut Kersting frühestens sechs Monate nach dem Verlust festzustellen. Bis dahin könne die Trauersymptomatik eine große Bandbreite aufweisen.
„Wenn der Trauernde nach sechs Monaten weiterhin im Trauerprozess gefangen ist, sich intensiv nach dem Verstorbenen sehnt, sein Leben als sinn- und bedeutungslos empfindet und nicht in das aktuelle Leben zurückfindet, ist eine Therapie zur Bewältigung der Trauer angezeigt“, so die Wissenschaftlerin.
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Patienten, die im Trauerprozess stecken bleiben, brauchen laut Kersting spezifische Therapieangebote: „Antidepressiva wirken bei Trauernden nicht, wenn sie nicht zusätzlich unter einer Depression leiden“, erläutert sie. Im Gegensatz zu typischen Symptomen bei Depressiven, etwa nichts fühlen zu könnten, erlebten pathologisch Trauernde mit der Trauer besonders intensive Gefühle.
Eine Möglichkeit der Betreuung sei gegebenenfalls eine Internet-Therapie: Die Arbeitsgruppe konnte nachweisen, dass ein Jahr nach Beendigung der Therapie das Trauererleben, aber auch Angstzustände und Depressionen, durch die strukturierte psychotherapeutische Behandlung per E-Mail abgenommen hatten. „Die Internet-Therapie ist eine effektive Methode, die Trauer zu bewältigen, auch wenn sie sicher nicht für alle Patienten eine herkömmliche psychotherapeutische Behandlung ersetzt“, so Kersting. © hil/aerzteblatt.de

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