Medizin
Ebola: Erste Studie zur ECP-Behandlung hat in Liberia begonnen
Dienstag, 16. Dezember 2014
Monrovia – Mangels wirksamer Medikamente gegen Ebola greifen Mediziner in einer Klinik der liberianischen Hauptstadt auf eine Behandlung zurück, deren Grundlagen ein preußischer Bakteriologe vor mehr als 130 Jahren beschrieben hat. In einer gerade begonnenen Studie werden Patienten mit dem Blutplasma von Überlebenden behandelt. Die Serumtherapie Emil von Behrings erlebt als ECP-Behandlung (Ebola convalescent plasma) eine Wiedergeburt.
Behring hatte nach der Entdeckung des Diphtherie-Toxins 1891 zwei Kinder erfolgreich mit einem Serum behandelt, das er allerdings nicht rekonvaleszenten Menschen, sondern Tieren entnommen hatte. Die Serumtherapie, die 1901 mit dem Nobelpreis geehrt wurde, war vor Einführung der Antibiotika eine weit verbreitete Behandlungsform. Sie war Grundlage der passiven Immunisierung, die heute gelegentlich noch bei lebensgefährlichen Virusinfektionen (Tollwut) oder bei Vergiftungen (Schlangengift) zum Einsatz kommt, um mit Hilfe von spezifischen Antikörpern Viren und Gifte zu neutralisieren.
Dieser Ansatz liegt letztlich auch dem Ebola-Mittel ZMapp zugrunde, einer Mischung aus drei spezifischen Antikörpern gegen das Ebola-Virus. ZMapp steht aufgrund der langwierigen Herstellung aus transgenen Tabakpflanzern derzeit allerdings nicht in ausreichender Menge zur Verfügung. Für die ECP-Behandlung können die Mediziner jedoch auf Blutproben einer steigenden Zahl von Menschen aus den drei betroffenen westafrikanischen Ländern zurückgreifen, die eine Ebola-Infektion überlebt haben, weil ihr Immunsystem rechtzeitig protektive Antikörper produziert hat.
Der Behandlungsansatz ist auch bei Ebola nicht neu. Schon in der ersten Epidemie im Jahr 1976 wurde eine junge Patientin mit dem Plasma einer anderen Person behandelt, die eine Infektion mit dem nahe verwandten Marburg-Virus überlebt hatte. Die Behandlung war jedoch erfolglos: Die Patientin starb nach wenigen Tagen. Während des Ebola-Ausbruchs in Kikwit/Demokratische Republik Kongo im Jahr 1995 wurden dann acht Patienten mit dem Vollblut von geheilten Patienten behandelt. Sieben der acht Patienten überlebten. Die Studie hatte damals jedoch keine Kontrollgruppe, so dass keine sicheren Schlüsse über die Wirksamkeit gezogen werden können.
Auch in der aktuellen Epidemie haben mindestens drei Patienten – alle drei Mediziner – eine ECP-Behandlung erhalten. Alle überlebten. Die Weltgesundheitsorganisation hat deshalb bereits im August dieser experimentellen Form zugestimmt. Mit Unterstützung der Bill & Melinda Gates Foundation wird jetzt am ELWA Hospital, einer Klinik der liberianischen Hauptstadt Monrovia, erstmals eine vergleichende Studie zur ECP-Behandlung durchgeführt.
Die Studie wurde von ClinicalRM, einem privaten Forschungsinstitut für klinische Studien aus Hinckley in Ohio geleitet. Die Firma hat in den letzten Wochen das Labor der Klinik mit Geräten ausgerüstet und Mitarbeiter in der Durchführung einer Plasmapherese geschult. Bei diesem Verfahren wird das Plasma von den Blutzellen getrennt. Die Blutzellen werden den Spendern wieder zurückinfundiert.
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Um das Plasma für die ECP-Behandlung zu verwenden, müssen die Kliniken in der Lage sein, die überstandene Ebola-Infektion beim Spender durch Bluttests nachzuweisen. Damit die Therapie sicher ist, muss das Plasma auf andere Krankheitserreger wie HIV, Hepatitisviren und auf eine Syphilis-Infektion überprüft werden. Vorgesehen sind auch Inaktivierungsschritte, für die die US-Firma Cerus ein Verfahren entwickelt hat.
Die ersten Patienten wurden bereits in dieser Woche behandelt. Dem Vernehmen nach soll die Studie 70 Teilnehmer umfassen. Es soll eine Vergleichsgruppe von Patienten geben, die aufgrund von Blutgruppen-Unverträglichkeiten nicht für die ECP-Behandlung infrage kommen, die aber die gleiche symptomatische Behandlung wie im Therapie-Arm erhalten sollen.
Eine weitere Studie ist in Guinea geplant. Mit Geldern der EU und unter Leitung des Tropeninstituts Antwerpen sollen in der Hauptstadt Conakry etwa 200 bis 300 Personen behandelt werden. © rme/aerzteblatt.de

@dr.med.thomas.g.schaetzler

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Denn die ECP-Behandlung mit Ebola convalescent plasma soll "Plasma" mit Ebola-Antikörpern (E-AK) u n d Gerinnungsfaktoren gleichzeitig zuführen: Damit neben der Behandlung mit "geliehenen" E-AK als passive Immunisierung gleichzeitig vital bedrohliche, profuse, innere und äußere Blutungen therapeutisch limitiert werden können. Die Behandlung mit evtl. verfügbarem Vollblut von passenden Spendern ist eine Option, gleichzeitig dem hypovolämischen Schock durch hohe Blutverluste zu begegnen. Beides bleibt aber experimentell:
"Experimental therapies: growing interest in the use of whole blood or plasma from recovered Ebola patients (convalescent therapies)"
http://www.who.int/mediacentre/news/ebola/26-september-2014/en/
Bei der "Serum"-Therapie Emil von Behrings handelt es sich um "durch Blutgerinnung von Fibrin und korpuskulären Bestandteilen (Blutkörperchen u. Thrombozyten) befreite (daher ungerinnbare), wässrige u. ... leicht gelb gefärbte Bestandteil des Bluts (Blutserum)" [Quelle: Pschyrembel]. Klassisches Präparat einer (unspezifischen) und Blutgruppen-u n-abhängigen Serum-Immuntherapie ist das BERIGLOBIN®.
Doch hat etwa auch "Bernett" in Physiologie nicht aufgepasst? Die Übertragung von Frischplasma erfordert ebenso wie die Therapie mit "Fresh Frozen Plasma" (FFP) die Beachtung von Blutgruppeninkompatibilitäten nach dem ABO-, Rhesus-, Kell- und Duffy-System unter Berücksichtigung seltener irregulärer Antikörper. Die "Bernett"sche Empfehlung offenbart jedoch Risiko-E r h ö h u n g e n: Denn AB-positive Plasma-Spender trügen gerade die apostrophierten "erythrozytengefährdende Agglutinine" der Gruppen A+B.
Echte Universal s p e n d e r sollten dagegen die Blutgruppe 0 cde/cde tragen, während die Universal e m p f ä n g e r die Blutgruppe AB haben sollten. Ihnen könnte in lebensbedrohlichen Situationen Blut und/oder Plasma der Gruppen A, B oder 0 übertragen werden. Rhesus-Inkompatibilitäten sollten allerdings vorher ausgeschlossen werden.
Der leichtfertig daher gesagte Titel: "ECP (Ebola convalescent Plasma) auf jeden Fall bereitstellen!" zeugt eher von laienhaftem Unwissen und fehlender Empathie für das EBOLA-Epizentrum bzw. die WHO-Bemühungen in Zentralafrika.
Mf+kG, Dr. med. Thomas G. Schätzler, FAfAM Dortmund

ECP (Ebola convalescent Plasma) auf jeden Fall bereitstellen!

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