Medizin
EMA stimmt Stammzelltherapie bei seltenem Augenleiden zu
Freitag, 19. Dezember 2014
London – Patienten, denen nach Verbrennungen oder anderen Beschädigungen der Hornhaut eine Erblindung droht, können künftig mit Stammzellen behandelt werden, die aus dem Limbus, der Übergangszone zur Konjunktiva, gewonnen und im Labor angezüchtet werden. Der Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) der Europäischen Arzneimittel-Agentur (EMA) hat eine Zulassung empfohlen, über die jetzt abschließend die Europäische Kommission befinden muss.
Bei Holoclar, wie der Hersteller Chiesi Farmaceutici aus Parma in Italien sein Produkt nennt, handelt es sich um autologe Stammzellen, die aus einer Biopsie des Limbus isoliert und dann im Labor vermehrt werden. Voraussetzung für ein Gelingen der Therapie ist, dass sich noch lebensfähige Zellen in der Biopsie befinden.
Die EMA nennt als Indikation einen limbalen Stammzellmangel (LSCD), dessen Häufigkeit mit 3,3 auf 100.000 Personen angegeben wird. Der LSCD kann angeboren oder Folge einer Autoimmunerkrankung sein. Die häufigsten Ursachen sind jedoch Verbrennungen, Verätzungen oder mechanische Verletzungen (auch durch Kontaktlinsen), die den Stammzellpool des Limbus erschöpfen. Dies kann dann zu Schmerzen, Photophobie (schmerzhafte Lichtempfindlichkeit), Entzündungen sowie zu einer Neovaskularisation der Hornhaut (übermäßiges Einwachsen von Blutgefäßen) führen.
Am Ende verliert das Fenster des Auges seine Transparenz und im schlimmsten Fall erblinden die Patienten. Die Standardbehandlung besteht derzeit in einer Transplantation der Hornhaut von Verstorbenen, die aufgrund der fehlenden Vaskularisierung der Hornhaut auch ohne Immunsuppressiva nicht zur Abstoßung führt. Künftig bietet sich eine Stammzelltherapie mit Holoclar als Alternative an.
Eine ähnliche Behandlung haben erst vor wenigen Tagen US-Forscher in Science Translational Medicine (2014; 6: 266ra172) vorgestellt. Ein Team der Universität Pittsburgh hat gerade ihre tierexperimentellen Studien abgeschlossen und plant jetzt eine erste klinische Studie in Indien, wo die LSCD häufig als Folge von Infektionen auftritt, Hornhauttransplantationen jedoch nur selten möglich sind. © rme/aerzteblatt.de

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