Medizin
Hepatitis: Heilung schon nach sechs Wochen möglich
Dienstag, 13. Januar 2015
Bethesda – Die Einführung neuer direkt antiviral wirksamer Medikamente erhöht nicht nur die Heilungschancen der Patienten, sie verkürzt auch die Therapie, deren Dauer nach den Ergebnissen einer Phase 2b-Studie im Lancet (2015; doi: 10.1016/S0140-6736(14)61228-9) auf sechs Wochen verkürzt werden könnte.
Die früheren Interferon-basierten Therapien waren in der Regel erst nach 48 Wochen abgeschlossen. Sogenannte Slow-Responder waren sogar über 72 Wochen den Nebenwirkungen der Interferone ausgesetzt. Durch die direkt antiviral wirksamen Wirkstoffe (DAA) konnte die Therapiezeit zuletzt auf 12 Wochen verkürzt werden. Die deutschen Fachgesellschaften rechnen damit, dass demnächst für bestimmte Subgruppen eine Verkürzung der Therapiedauer auf acht Wochen möglich sein könnte.
Dieser Wunsch wird jetzt durch die Ergebnisse einer Pilotstudie des US-National Institute of Allergy and Infectious Diseases in Bethesda/Maryland noch einmal übertroffen. Das Team um Shyam Kottilil behandelte insgesamt 60 Patienten, die mit dem Genotyp 1 des Hepatitis C-Virus infiziert waren. Die ersten 20 Patienten wurden mit einer Kombination aus Sofosbuvir und Ledipasvir behandelt, die im Dezember 2014 in Deutschland eingeführt wurde.
Die Behandlung erfolgte über die (für Patienten ohne Zirrhose) vorgesehene Dauer von 12 Wochen. Alle 20 Patienten erreichten eine SVR12: Sie waren auch 12 Wochen nach dem Ende der Therapie ohne Virusnachweis im Blut, was in der Regel eine Ausheilung der chronischen Hepatitis C bedeutet. Erreicht wird dies durch den Einsatz von zwei DAA mit unterschiedlichem Wirkungsansatz: Sofosbuvir ist ein nukleosidischer NS5B-Polymerase-Hemmer, Ledipasvir bindet an das virale Protein NS5A.
Für die nächsten 20 Patienten wurde die Kombination aus Sofosbuvir und Ledipasvir um GS-9669 erweitert. Es handelt sich um einen nicht-nukleosidischen NS5B-Polymerase-Inhibitor. In der Studie wurden die Patienten über sechs Wochen behandelt. Ein Patient erlitt zwei Wochen nach Abschluss der Therapie einen Rückfall, die anderen 19 Patienten erreichten eine SVR12. GS-9669 befindet sich derzeit in der klinischen Prüfung. Eine Zulassung ist derzeit nicht absehbar.
In einer dritten Gruppe wurden 20 Patienten mit einer Dreierkombination aus Sofosbuvir, Ledipasvir und GS-9451 behandelt. GS-9451 ist ein NS3-Protease-Inhibitor. Die Behandlungsdauer betrug wiederum sechs Wochen: 19 Patienten erreichten eine SVR12, ein Patient war vier Wochen nach dem Ende der Therapie noch virusfrei, entzog sich dann aber weiteren Nachuntersuchungen. GS-9451 befindet sich in einer frühen Phase der klinischen Untersuchung. Mit Simeprevir ist allerdings ein verwandter Wirkstoff zugelassen. Er wird von einem anderen Hersteller als Sofosbuvir und Ledipasvir angeboten. Klinische Studien mit der vielversprechenden Dreierkombination wären aber möglich.
Ein gutes Vorzeichen ist sicherlich, dass alle drei Kombinationen von den meisten Patienten gut vertragen wurden. Ein Patient litt nach einer Leberbiopsie unter Schmerzen, bei dem zweiten kam es zu Schwindelgefühlen, die nach Ansicht der Autoren aber nicht auf die Medikamente zurückzuführen waren. Eine abschließende Beurteilung zur Sicherheit und Wirksamkeit der beiden Dreierkombinationen ist aufgrund der geringen Fallzahl noch nicht möglich. © rme/aerzteblatt.de

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