Ausland
Patientenvorwürfe machen Ärzte krank
Sonntag, 18. Januar 2015
London – Britische Ärzte, die mit Beschwerden und Patientenvorwürfen konfrontiert sind, zeigen häufig depressive Symptome oder sogar suizidale Gedanken. Wissenschaftler um Tom Bourne vom Imperial College London berichten im British Medical Journal über die gesundheitlichen Folgen und Konsequenzen für das Behandlungsverhalten der Ärzte (doi:10.1136/bmjopen-2014-006687).
Beschwerden von Patienten und Kollegen über einen Arzt können in Großbritannien in Fällen, in denen die Berufsbefähigung des Arztes infrage steht, vor dem General Medical Council (GMC) verhandelt werden und bis zu einem Berufsverbot für die Ärzte führen. Neben diesen offiziellen Klagefällen sind Ärzte im Klinikalltag laut den Autoren häufig mit Beschwerden und Vorwürfen belastet, die psychischen Stress auslösen und Einfluss auf die Behandlung von Patienten nehmen könnten.
Die Wissenschaftler befragten 90.000 Ärzte der British Medical Association, ob sie jemals oder innerhalb des vergangenen halben Jahres mit Beschwerden („complaints“) von Patienten und Kollegen konfrontiert waren. Außerdem fragten die Wissenschaftler nach somatischen und psychischen Einschränkungen bei den Ärzten. Sie untersuchten außerdem, ob die Vorwürfe einen Einfluss auf die Behandlungspraxis der Ärzte nahmen.
Mehr als 8.000 Befragte (8,3 Prozent) beantworteten die Umfrage vollständig. Die Antworten lieferten laut den Autoren ein repräsentatives Bild der britischen Ärzteschaft in Bezug auf Geschlecht, Alter, Spezialisiserung und Region. 49 Prozent der Befragten antworteten, dass sie schon einmal mit einer Klage des GMC oder Patientenbeschwerde konfrontiert waren, 28,5 Prozent erlebten dies vor kurzem. 22,5 Prozent waren noch nie davon betroffen.
Ärzte, die kürzlich oder momentan mit einer Beschwerde oder Klage zu kämpfen hatten, zeigten zu etwa 17 Prozent Symptome einer moderaten bis schweren Depression und hatten ein etwa 77 Prozent höheres Risiko für depressive Symptome als Ärzte der anderen beiden Gruppen. Am stärksten betroffen waren Ärzte, die sich vor dem General Medical Council zu verantworten hatten: Die Wissenschaftler ermittelten hier eine Depressionsrate von 26 Prozent, Symptomen von Angst in 22 Prozent und suizidale Gedanken in 15 Prozent der Fälle. Somatische Beschwerden wie Schlaflosigkeit oder Verdauungsprobleme beobachten die Wissenschaftler bei diesen Ärzte ebenfalls deutlich häufiger.
Ein weiteres Problem, welches sich durch die Beschwerden über die Ärzte ergab, war die Tendenz zu einer defensiven Behandlungspraxis. 80 Prozent der Ärzte, die Erfahrungen mit Klagen oder Beschwerden hatten, vermieden riskante Behandlungen und schwierige Patienten oder ordneten mehr, teilweise überflüssige, Untersuchungen an.
Nach Meinung der Forscher sprechen die Ergebnisse dafür, dass nicht nur die Gesundheit der Ärzte beeinträchtigt werde, sondern durch die defensive Behandlungspraxis zusätzliche Kosten entstehen und die Versorgungsqualität sich gleichzeitig verschlechtere. Eine Managementpolitik, die einen offeneren Umgang mit Fehlern und Kritik an zu Grunde liegenden Umständen erlaube, sahen viele Ärzte als Ansatzpunkte für eine Verbesserung, so die Wissenschaftler. © hil/aerzteblatt.de

Kränkung macht krank

Kritik ist also nur eine Einbahnstraße?
Es wäre schön, wenn Patienten in Deutschland mehr Rechte hätten und diese auch von Politik und Justiz unterstützt werden. Bisher kann sich kaum ein Patient einen Streit leisten.
Dafür aber durfen Ärzte die Patienten als "verrückt, völlig daneben" mit "krankes Hirn bis zum Rauswurf" alles anbieten, was die armen Ärzte(?) so im Angebot haben. Ganz besonders, wenn es um Medikamente geht, die einmal "Mittel der Wahl" waren, nun aber wem auch immer nicht genug Gewinn bringen.
Die armen Ärzte... ich geh mal ebend weinen.

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