Medizin
Zöliakie wird häufiger diagnostiziert
Mittwoch, 28. Januar 2015
Nottingham – In Großbritannien haben sich innerhalb der letzten 20 Jahre die Diagnoseraten von Zöliakie-Erkrankungen in der Gruppe der drei bis 18-Jährigen verdreifacht. Die Forscher um Fabiana Zigone von der University of Nottingham führen dies auf verbesserte Diagnosemöglichkeiten zurück. Sie berichten über ihre Ergebnisse im British Medical Journal (doi:10.1136/archdischild-2014-307105).
Eine Zöliakie ist eine Unverträglichkeit des Weizenproteins Gluten. Neben den häufigen Symptomen wie Verdauungsbeschwerden, Steatorrhö und Schmerzen kann sich die Krankheit auch untypisch manifestieren und zu diffusen Symptomen wie Anämie, Osteopenie oder Entwicklungsverzögerung bei Kindern führen. Bei uneindeutiger oder milder Symptomatik kann die Erkrankung daher trotz verbesserter Diagnosemöglichkeiten lange übersehen werden.
Die Wissenschaftler untersuchten die Inzidenz der Zöliakie zwischen 1993 und 2013 und verglichen zudem die Diagnosehäufigkeit in verschiedenen sozioökonomischen Gruppen in Großbritannien. Die Daten gewannen die Wissenschaftler aus einer repräsentativen Datenbank Großbritanniens, dem Health Improvement Network.
Von den insgesamt 2.063.421 Kindern deren Daten erfasst wurden, erkrankten 1.247 an einer Zöliakie. Im untersuchten Zeitraum wurde die Erkrankung besonders häufig bei Kindern zwischen null und zwei Jahren diagnostiziert, mit einer Inzidenz von 17 bis 18 Erkrankungsfällen pro 100.000 Lebensjahren. Die Diagnoserate in dieser Altersgruppe blieb innerhalb der 20 Jahre weitestgehend stabil.
Auffallend war laut den Wissenschaftlern jedoch die wesentlich häufigere Diagnose einer Zöliakie in der Gruppe der drei bis 18-Jährigen. Zwischen 1993 bis 1997 und 2008 bis 2012 verdreifachte sich die Zahl der neu diagnostizierten Fälle. Unter Berücksichtigung des sozioökonomischen Status zeigte sich, dass Kinder aus sozial schwächeren Schichten seltener die Diagnose einer Zöliakie erhielten. Von 2008 bis 2013 betrug die Inzidenz in den sozioökonomisch schwächsten Schichten 10,2 Fälle pro 100.000 Personen gegenüber 17,4 Fällen pro 100.000 in der einkommensstärksten Schicht.
Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass die steigende Inzidenz der Zöliakie auf verbesserte Diagnosemöglichkeiten und eine größere Sensitivität der Ärzteschaft für die Erkrankung zurückzuführen ist. Der Grund für den sozioökonomischen Gradient konnten die Wissenschaftler nicht sicher erklären. Denkbar sei jedoch, dass in sozial schwächeren Schichten die Tendenz, medizinische Hilfe aufzusuchen, geringer ausgeprägt sei. hil © hil/aerzteblatt.de

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