Medizin
Icatibant hilft bei ACE-Hemmer induziertem Angioödem
Freitag, 30. Januar 2015
München – Der Bradykinin B2-Antagonist Icatibant hat in einer randomisierten Studie im New England Journal of Medicine (2015; 372:418-425) die Dauer eines durch ACE-Hemmer induziertes Angioödems deutlich verkürzt.
Angioödeme sind eine seltene Komplikation von ACE-Hemmern. Das Risiko für den einzelnen Patienten wird mit 0,1 bis 0,7 Prozent angegeben. Da in Deutschland jedoch 7 Millionen Menschen mit ACE-Hemmern behandelt werden, könnte es nach Berechnungen von Murat Bas von der HNO-Klinik Klinikum rechts der Isar in München jedes Jahr fast 30.000 Zwischenfälle geben. In den meisten Fällen verläuft das Angioödem glimpflich. Da das Ödem fast ausschließlich an den oberen Atemwegen auftritt, kann es aber auch zu einer lebensgefährlichen Verengung der Atemwege kommen.
Wenn die Patienten als Notfall die Kliniken erreichen, besteht die Standardtherapie in der Gabe von Antihistaminika und Glukokortikoiden. Antihistaminika wirken jedoch in der Regel nicht, da das Angioödem nicht histamin-induziert ist, schreibt Bas. Ursache sei eine vermehrte Aktivität von Bradykinin, dessen Abbau durch ACE-Hemmer blockiert wird.
Eine plausible Therapie besteht in der Gabe eines Bradykinin-Antagonisten wie Icatibant. Das Mittel ist seit 2008 zur Behandlung des hereditären Angioödems zugelassen. Bas hat zusammen mit Kollegen aus drei weiteren Zentren (Großhadern, Ulm und Düsseldorf) 27 Patienten, die etwa 5 bis 6 Stunden nach Beginn der Symptome die Klinik erreichten, auf eine Standardtherapie (Prednisolon i.v. plus Clemastin) oder auch eine Therapie mit Icatibant (30 mg s.c.) randomisiert.
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Primärer Endpunkt war die Dauer bis zum vollständigen Abklingen der Ödeme. Er wurde unter der Therapie mit Icatibant im Durchschnitt nach 8,0 Stunden erreicht, während unter der Standardtherapie 27,1 Stunden vergingen. Drei Patienten, die zunächst eine Standardtherapie erhalten hatten, mussten aufgrund einer akuten Verschlechterung mit Icatibant plus Prednisolon behandelt werden, bei einem Patienten wurde eine Tracheotomie notwendig.
Der Rückgang des Angioödems setze unter Icatibant bereits nach 2,0 Stunden ein gegenüber 11,7 Stunden in der Vergleichsgruppe. Fünf von 13 Patienten erholten sich nach der Icatibant-Gabe innerhalb von vier Stunden. Unter der Standardtherapie war dies bei keinem einzigen Patienten der Fall.
Für Bas steht damit fest, dass eine subkutane Injektion von Icatibant ein durch ACE-Hemmer ausgelöstes Angioödem schneller beenden kann als die heutige Standardtherapie. © rme/aerzteblatt.de

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