Ausland
Hygienemängel in Afrika in erster Linie ein Armutsproblem
Dienstag, 3. Februar 2015
Bayreuth – Armutsbekämpfung ist auch im Hinblick auf die Hygiene eine gesundheitspolitische Notwendigkeit. Das betont die Bayreuther Entwicklungsökonomin Elena Groß nach einer Studie (Water Resources Research, 50, DOI: 10.1002/2014WR015899) zu sanitären Standards in Westafrika.
Im Jahr 2000 haben die Vereinten Nationen im Rahmen ihrer sogenannten Millenniumsziele beschlossen, vor allem in den Entwicklungsländern den Zugang der Menschen zu sanitären Anlagen nachhaltig zu verbessern. Doch die Situation in Subsahara-Afrika ist laut der Studie weit von diesem Ziel entfernt – auch gesundheitspolitische Programme staatlicher Institutionen hätten oft nicht die gewünschte Wirkung.
Benin: 95 Prozent der Bevölkerung ohne Latrinen
Die Untersuchung, an der auch Isabel Günther von der ETH Zürich beteiligt war, konzentrierte sich auf ländliche Regionen im Zentrum und im Süden der westafrikanischen Republik Benin. Mehr als 95 Prozent der ländlichen Bevölkerung verfügen über keine oder nur über hygienisch mangelhafte Latrinen. In einer repräsentativen Befragung von 2.000 Haushalten wollten die Wissenschaftlerinnen mehr über die Gründe erfahren, weshalb Haushalte keine Latrine besitzen.
Ein Haupthindernis sind offenbar die schlechten Einkommensverhältnisse und die sehr hohen Preise für den Bau sanitärer Anlagen. Selbst wenn die Preise um mehr als die Hälfte gesenkt würden, wäre längst noch keine flächendeckende hygienische Versorgung gewährleistet. Bei der gegenwärtigen Einkommenssituation würde selbst eine derartige Preissenkung nur dazu führen, dass allenfalls 60 Prozent der Haushalte in ländlichen Regionen einen Zugang zu Sanitäranlagen erhalten.
In den vergangenen Jahren hat es in Benin bereits mehrere öffentliche Kampagnen gegeben, die auf eine Verbesserung der sanitären Verhältnisse abzielten. Staatliche Institutionen und Nicht-Regierungsorganisationen wollten die Bevölkerung davon überzeugen, dass der Bau von Latrinen mit einem moderneren Lebensstil verbunden ist und das Sozialprestige der Familien verbessert.
Gesundheitspolitische Programme orientieren noch zu wenig an den tatsächlichen Bedürfnissen
Die Studie legt jedoch nahe, dass diese Initiativen weitgehend erfolglos blieben. Gesundheitspolitische Programme müssten sich stärker an den unmittelbaren Bedürfnissen der Menschen orientieren. „Eines der am häufigsten genannten Motive zur Anschaffung einer hauseigenen Latrine ist die Furcht, sich bei Dunkelheit allein nach draußen zu begeben. In den Interviews erzählten vor allem Frauen von der Gefahr durch Übergriffe und von Schlangen.
Ein weiterer häufig genannter Grund für den Bau einer Latrine ist der Schutz vor Infektionskrankheiten“, berichtet die Bayreuther Wissenschaftlerin. Künftige Kampagnen sollten bei diesen Motiven ansetzen. Außerdem sei wichtig, die Preise für sanitäre Anlagen deutlich zu senken. © hil/aerzteblatt.de

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