Medizin
Hormonersatztherapie erhöht Risiko auf Ovarialkarzinom
Freitag, 13. Februar 2015
Oxford – Die heute seltener verordnete Hormonersatztherapie in der Menopause erhöht einer Meta-Analyse im Lancet (2015; doi: org/10.1016/S0140-6736(14)61687-1) zufolge auch das Risiko auf ein Ovarialkarzinom.
Als die Women's Health Initiative im Jahr 2002 zu dem Ergebnis kam, dass die Einnahme von Östrogen-Gestagen-Präparaten nach der Menopause das Risiko auf Herzinfarkt und Brustkrebs erhöht, gingen die Verordnungszahlen der seit den 1940er Jahren propagierten Hormonersatztherapie stark zurück. In den letzten Jahren haben sich die Verordnungen dann stabilisiert. Nach den Recherchen der Collaborative Group on Epidemiological Studies of Ovarian Cancer um den Epidemiologen Richard Peto von der Universität Oxford nehmen in den USA und Großbritannien inzwischen wieder 6 Millionen Frauen nach den Wechseljahren Hormonpräparate ein, um ihre klimakterischen Beschwerden zu lindern.
Die jetzt vorgestellten Ergebnisse der Collaborative Group on Epidemiological Studies of Ovarian Cancer sprechen erneut gegen den unbedachten und langfristigen Einsatz der Präparate. Ihre Auswertung von 52 epidemiologischen Studien (17 prospektive und 35 retrospektive Untersuchungen) ergab nämlich, dass die Einnahme der Hormone auch mit einem Anstieg der Ovarialkarzinome verbunden ist.
Diese Tumore sind relativ selten, weshalb ein Zusammenhang möglicherweise in der Women's Health Initiative übersehen wurde. Anders als beim Mammakarzinom gibt es aber keine effektive Früherkennung und die Therapieergebnisse sind sehr viel ungünstiger als beim Mammakarzinom, das im Frühstadium von neun von zehn Frauen überlebt wird, während die Mehrheit der Ovarialkarzinome zu spät entdeckt wird und nicht mehr kurativ behandelt werden kann.
Nach den Ergebnissen der Forscher steigt das Risiko auf ein Ovarialkarzinom bereits bei einer Einnahmedauer der Hormonpräparate von weniger als fünf Jahren um 43 Prozent an. Bei einer längeren Einnahmezeit bleibt das Risiko um 41 Prozent erhöht. Es sinkt nach dem Absetzen der Therapie nur langsam wieder ab. Langzeitanwenderinnen haben in den ersten fünf Jahren nach dem Absetzen noch ein um 29 Prozent erhöhtes Risiko. In den folgenden fünf Jahren ist es noch um 10 Prozent erhöht.
Dabei gab es keine Unterschiede zwischen Östrogen-Monopräparaten und Östrogen-Gestagen-Kombinationen (die wegen des erhöhten Endometriumkrebsrisikos eingeführt worden waren). Alle Ergebnisse waren aufgrund der hohen Teilnehmerzahl der Meta-Analyse signifikant.
Laut Peto erkrankt eine von 50 Frauen im Verlauf ihres Lebens an einem Ovarialkarzinom. Eine Hormontherapie nach der Menopause führt zu einer zusätzlichen Erkrankung unter 1.000 Frauen. Dies bedeutet einen Anstieg der Häufigkeit von 20 auf 21 Erkrankungen auf 1.000 Frauen. Bei derzeit etwa einer Million Frauen, die sich in Großbritannien für eine Hormontherapie entscheiden, ergibt dies pro Jahr etwa 7.000 Ovarialkarzinome, die bei einem Verzicht auf die Hormontherapie vermeidbar wären. © rme/aerzteblatt.de

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