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Medizin

Rauchstopp: Vareniclin in Studie bei nicht-motivierten Rauchern effektiv

Mittwoch, 18. Februar 2015

dpa

Rochester – Die Anti-Raucher-Pille Vareniclin, ein partieller Nikotin-Agonist, kann die Abstinenz auch bei Rauchern fördern, die nicht fest entschlossen sind, das Rauchen aufzugeben. Dies kam in einer randomisierten klinischen Studie heraus, die jetzt im US-amerikanischen Ärzteblatt (JAMA 2015; 313: 687-694) veröffentlicht wurde.

Bislang gilt, dass die Verordnung von Medikamenten zur Raucherentwöhnung nur dann sinnvoll ist, wenn der Raucher einen festen Willen zur Abstinenz bekundet. Dazu sind allerdings in Umfragen nur etwa 8 Prozent der Raucher bereit. Die Umfragen zeigen aber auch, dass 40 Prozent aller Raucher im Durchschnitt zweimal pro Jahr versuchen, sich von der Sucht zu befreien. Meistens geschieht dies eher halbherzig, ein Scheitern ist vorhersehbar.

Die jetzt von Jon Ebbert von der Mayo Clinic in Rochester veröffentlichten Ergebnisse einer vom Hersteller gesponserten Studie zeigen, dass die Gabe von Vareniclin auch bei geringer Motivation die Abstinenz erreichen könnte. An der Studie nahmen in zehn Ländern (darunter Deutschland) insgesamt 1.510 Raucher teil, die über Anzeigen geworben wurden.

Angesprochen wurden gezielt Raucher, die nicht zu einer unmittelbaren Abstinenz bereit waren. In der Studie sollten sie in den ersten zwölf Wochen nur die Zahl der Zigaretten senken und dann entscheiden, ob sie in den darauf folgenden 12 Wochen ganz auf das Rauchen verzichten wollten. Zur Unterstützung erhielten sie einen Pillenvorrat für die gesamte Dauer von 24 Wochen. Am Ende dieser Phase waren 32,1 Prozent der Teil­nehmer, deren Pillen Vareniclin enthielten, tatsächlich abstinent. Kontrolliert wurde das durch Messen der CO-Konzentration in der Atemluft. Im Placebo-Arm hatten es nur 6,9 Prozent geschafft. Damit hatte Vareniclin die Erfolgschance auf eine Abstinenz mehr als vervierfacht (relatives Risiko 4,6; 95-Prozent-Konfidenzintervall 3,5-6,1).

In den Folgemonaten gab es zwar einige Rückfälle. Die Abstinenzrate sank nach weiteren sechs Monaten auf 27 Monate. Der Abstand zur Kontrollgruppe, in der zu diesem Zeitpunkt 9,9 Prozent abstinent waren, betrug aber noch 17,1 Prozentpunkte (13,3-20,9 Prozent) und der Unterschied war weiterhin signifikant (relatives Risiko 2,7; 2,1-3,5). Die Strategie einer schrittweisen Abstinenz mit Unterstützung von Vareniclin ist deshalb nach Ansicht von Ebbert erfolgversprechend. Sie könnte die Anzahl der Raucher, denen diese Therapie angeboten wird, deutlich erhöhen.

Die Einnahme von Vareniclin hat sich als sicher und weitgehend als nebenwirkungsarm erwiesen. Die Rate der Therapieabbrecher (8,4 versus 7,0 Prozent) war nur leicht und statistisch nicht signifikant erhöht. Schwerwiegende unerwünschte Ereignisse wurden in der Vareniclin-Gruppe bei 3,7 Prozent der Teilnehmer und in der Placebo-Gruppe bei 2,2 Prozent der Teilnehmer beobachtet. Suizid- Gedanken traten mit 0,8 versus 1,3 Prozent eher seltener auf als in der Placebo-Gruppe. Diese Nebenwirkung hatte nach Einführung von Vareniclin die Arzneimittelbehörden beschäftigt. © rme/aerzteblatt.de

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