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Ärzteschaft

BÄK und KBV: Reformideen für die Aus- und Weiterbildung

Dienstag, 24. Februar 2015

Berlin – „Die Finanzierung der Weiterbildung muss endlich die sektorale Ungleich­behandlung überwinden. Nur so kann der Ärztenachwuchs für eine Weiterbildung im ambulanten Bereich gewonnen und für eine spätere ambulante Tätigkeit und Nieder­lassung begeistert werden.“ Diese Forderung hat Regina Feldmann, Vorstand der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), heute bei einer gemeinsamen Fachtagung von KBV und Bundesärztekammer (BÄK) in Berlin erneuert.

Hierfür sei eine eigene Finanzierungsgrundlage nötig, wie sie die KBV mit dem Stif­tungsmodell Weiterbildung anstrebe, erklärte Feldmann. Damit sei eine Gleich­behandlung von ambulanter und stationärer Weiterbildung gewährleistet. Insgesamt müsse die Finanzierung transparenter und sachgerechter werden. Weil die Kliniken längst nicht mehr das gesamte Spektrum der Versorgung abbildeten, müsse die medizinische Aus- und Weiterbildung zudem reformiert werden.

Max Kaplan, Vizepräsident der Bundesärztekammer, begrüßte, dass mittlerweile auch die Politik den Reformbedarf in der ärztlichen Ausbildung erkannt habe. Neben einer opti­mierten Auswahl der Studienplatzbewerber und der Stärkung der Allgemeinmedizin stelle die Förderung eines praxisnahen Studiums einen der Inhalte des von der Bundesre­gierung angekündigten „Masterplans Medizinstudium 2020“ dar. Mit Blick auf die ambulante Weiterbildung betonte Kaplan, dass mindestens die gleichen tariflichen Konditionen wie für die Weiterbildung im Krankenhaus gelten müssten.

Kaplan berichtete zudem, dass die Stärkung der ambulanten Weiterbildung auch Gegenstand der Diskussionen um die anstehende Novellierung der (Muster-)Weiter­bildungsordnung sei. „Vorrangig im ambulanten Bereich anfallende Tätigkeiten sollen spezifisch abgebildet werden. Auch wollen wir berufsbegleitende Weiterbil­dungsmöglichkeiten, Hospitationen oder neu entwickelte Lernmethoden im Weiter­bildungsrecht implementieren. Weiterbildungsverbünde sollen eine sektoren­übergreifende Weiterbildung ohne Unterbrechungen sicherstellen“, so Kaplan.

Landarzterfahrung im Wochenendseminar
Im Rahmen der Fachtagung „Praxisorientierung in Aus- und Weiterbildung“ präsentierten mehrere Referenten Best-Practice-Beispiele ihrer Region und diskutierten mit den Teilnehmern über deren Vor- und Nachteile. So berichtete Markus Herrmann, Institut für Allgemeinmedizin der Universität Magdeburg, von einem Projekt zur Werbung für die landärztliche Tätigkeit: Zum Sommersemester 2014 wurde dort Medizinstudierenden erstmals das Thema „Landärztliche Medizin“ als Wahlfach angeboten.

Schnell zeigte sich, dass es den Interessenten vor allem darum ging, sich ein realis­tisches Bild über einen solchen Berufsweg zu machen. Kern des Projekts waren dann zwei Seminarwochenenden im Altmarkkreis, bei denen es in Referaten, Interviews und Diskussionen um Vor- und Nachteile des Arztseins auf dem Land ging. Dem Nachwuchs berichteten niedergelassene Ärztinnen und Ärzte aus der Region über ihre Erfahrungen, die gewählte Arbeitsform und andere Aspekte ihres Berufs.

Hinzu kam ein Austausch mit Vertretern der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) und einer Bank zu finanziellen und rechtlichen Fragen einer Niederlassung. Kontakte zu Einwoh­nern rundeten die Seminare ab. „Alle Teilnehmer konnten sich am Ende sehr viel eher vorstellen, eine landärztliche Tätigkeit wahrzunehmen“, fasste Herrmann die Ergebnisse dieses Angebots zusammen. Es wird fortgesetzt.

Famulaturen in ländlichen Gegenden Bayerns waren ein Erfolg
Ein Erfolg war bislang auch die Kampagne „Land.in.Sicht“, mit der Medizinstudierende für eine Famulatur in ländlichen Praxen gewonnen werden sollen. Dieses Projekt stellten die Bundesvertretung der Medizinstudierenden in Deutschland (bvmd) und die KV Bayerns zusammen auf die Beine. Die bvmd warb dafür, sich für praktische Erfahrungen und eine finanzielle Anerkennung aufs Land zu begeben, die KV motivierte niedergelassene Ärztinnen und Ärzte und wählte geeignete Praxen aus. Die Idee sei gut angekommen, berichteten Pascal Nohl-Deryk und Jonas Heismann von der bvmd bei der Fachtagung: Bereits in der ersten Runde, im Sommer 2014, kamen auf 35 Plätze in Bayern mehr als 100 Bewerbungen.

Das Interesse sei nicht nur bei geborenen „Landeiern“ groß gewesen, versicherten beide. Auch Städter hatten Lust aufs Land. „Man ermöglicht jedem einen Einblick“ – das sei der Vorteil des Projekts. Der Erfolg gibt der bvmd recht: Fast 90 Prozent der „Land.in.Sicht“-Teilnehmer konnten sich nach der Famulatur vorstellen, in der gewählten Fachrichtung zu arbeiten. 96 Prozent gaben an, für sie sei nun eine Tätigkeit in der ambulanten Versorgung denkbar. Zufrieden mit dem Projekt waren nach Darstellung von Nohl-Deryk und Heismann alle – teilnehmende Studierende wie Ärzte. Die KBV prüft deshalb derzeit, es bundesweit auszudehnen: Sie will die administrativen Kosten übernehmen und es so allen KVen erleichtern, Famulaturen nach dem Vorbild der KV Bayerns und der bvmd in ihrer Region anzubieten.

Info-Portal „Lass-dich-nieder“: Vernetzung der Famulaturbörse mit anderen denkbar
Das Info-Portal der KBV „www.lass-dich-nieder.de“ präsentierte deren Pressesprecher Roland Stahl. Immer wieder hätten Medizinstudierende an die KBV den Wunsch herangetragen, ein Angebot zu entwickeln, unter dem man sämtliche Informationen rund um das Thema Niederlassung finden könne, erläuterte er. Aus der großen Image­kampagne „Wir arbeiten für Ihr Leben gern“ entwickelte sich ein eigener Kampagnenteil mit Medizinstudierenden und zuletzt das Info-Portal, das auch eine Famulaturbörse umfasst. Der Vorstoß gefällt nicht allen.

„Es ist ärgerlich, dass Sie über bestehende Strukturen hinweggehen“, monierte der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM), Ferdinand Gerlach, und verwies auf die eigene Famulaturbörse (www.degam-famulaturboerse.de). Stahl betonte, dass es der KBV nicht um eine Insellösung gehe: „Wir sind offen.“ Kooperationen mit anderen Börsen seien möglich. © Rie/EB/aerzteblatt.de

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