Ärzteschaft
Förderprogramm Allgemeinmedizin: Erst 2.500 statt 5.000 Stellen besetzt
Dienstag, 24. März 2015
Berlin – In den Jahren 2010 bis 2013 haben sich in allen Kassenärztlichen Vereinigungen (KVen) die geförderten Weiterbildungsstellen Allgemeinmedizin kontinuierlich erhöht. Doch auf 5.000 Stellen pro Jahr, auf die sich die zuständigen Kostenträger 2009 verständigt hatten, kommt man trotzdem nicht. Diese Zahl werde „auch in 2013 mit 2.488 Vollzeitäquivalenten bei Weitem noch nicht erreicht“. Darauf weist das Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung in Deutschland (ZI) in einem aktuellen Beitrag für den „Versorgungsatlas“ hin. Auf diesem Internetportal veröffentlicht das ZI regelmäßig Studien und Analysen, schwerpunktmäßig zu regionalen Unterschieden in der Versorgung.
Die meisten Förderstellen in der Allgemeinmedizin kann demnach die KV Berlin vorweisen: Dort waren es – in Vollzeitstellen umgerechnet – acht pro 100 Hausärzte. Ähnlich gute Ergebnisse erreichten die KVen Schleswig-Holstein und Hamburg. Die wenigsten Förderstellen pro 100 Hausärzte, nämlich nur gut drei, können die KVen Thüringen, Nordrhein und Westfalen-Lippe vorweisen.
Gleichwohl erkennt das ZI einen positiven Trend: Wurden 2010 bundesweit erst 1.809 volle Weiterbildungsstellen gefördert, waren es 2013 bereits 2.488 (+ 37 Prozent). „Schleswig-Holstein hat seit 2011 einen steilen Aufwärtstrend gezeigt … Aber auch Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt weisen steile und kontinuierliche Aufwärtstrends auf“, heißt es in der Analyse.
Dass diese Entwicklung dennoch nur teilweise dazu beitragen kann, den kommenden Mangel an Hausärztinnen und Hausärzten auszugleichen, verdeutlicht der neue Beitrag im „Versorgungsatlas“ aber auch. In den Jahren 2010 bis 2013 ging bundesweit die Zahl der Hausärztinnen und Hausärzte, gerechnet in Vollzeitstellen, um 444 zurück. Im gleichen Zeitraum legten jährlich zwischen 1.085 und 1.374 junge Ärztinnen und Ärzte ihre Facharztprüfung in Allgemeinmedizin ab. Rein rechnerisch hätte sich der Ersatzbedarf an Hausärzten so also decken lassen.
Doch das wird nach Ansicht vieler Fachleute nicht so bleiben. Dem „Ärztemonitor 2014" zufolge, einer Befragung von Niedergelassenen im Auftrag von Kassenärztlicher Bundesvereinigung und NAV-Virchow-Bund, plant fast jeder vierte Arzt, seine Praxis in den nächsten Jahren aufzugeben, vor allem aus Altersgründen. Deswegen werden schon bald schätzungsweise 5.000 frisch weitergebildete Hausärztinnen und Hausärzte pro Jahr gebraucht. Dieser Ersatzbedarf ist nach Ansicht der ZI-Wissenschaftler jedoch schwer zu decken.
Denn trotz der 2.500 Förderstellen in der Weiterbildung Allgemeinmedizin legten nachweisbar ja nur etwa 1.100 Ärztinnen und Ärzte pro Jahr ihre Prüfung in diesem Fach ab. Allerdings ist das Förderprogramm nur schleppend angelaufen, und die komplette Weiterbildung dauert fünf Jahre. Möglicherweise steigt die Zahl der Facharztprüfungen in Allgemeinmedizin in den nächsten Jahren stark an, wenn mehr geförderte Ärztinnen und Ärzte ihre Weiterbildung beenden. Ob sie sich alle dann allerdings auch als Hausärztinnen und Hausärzte niederlassen, lässt sich nicht prognostizieren. © Rie/aerzteblatt.de

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