Medizin
HIV-Infektion erreicht früh das Gehirn
Mittwoch, 8. April 2015
New Haven – Bereits in den ersten Monaten nach einer Infektion mit dem HI-Virus könnte dieser das zentrale Nervensystem erreichen. Dies geht aus einer Beobachtungsstudie an der Yale Universität hervor. Die Forscher um Serena Spudich veröffentlichten ihre Ergebnise in PLOS Pathogens (doi: 10.1371/journal.ppat.1004720).
Im Verlauf einer HIV-Infektion kann es zu neurologischen Komplikationen kommen. Opportunistische Infektionen des Gehirns, aber auch direkte Funktionsstörungen durch das Virus selbst sind hierbei möglich. Viele HIV-Medikamente passieren die Blut-Hirn-Schranke nicht, sodass das Hirn als Reservoir für die Viren dienen kann. Da mit Hilfe der modernen Therapiemöglichkeiten HIV-Infizierte zunehmend älter werden, steigt auch das Lebenszeitrisiko für neurologische Komplikationen.
Die Forscher der Studie untersuchten an 72 unbehandelten HIV-Infizierten die Beteiligung des zentralen Nervensystems durch die Infektion über einen Zeitraum von zwei Jahren. Die Teilnehmer hatten sich neu mit dem Virus infiziert und bis auf einen Patienten wurde keiner medikamentös während der Studie behandelt. Die Forscher verglichen bei den Teilnehmern die Viruslast in Blut und Liquor und analysierten bei 33 Teilnehmern auch die Diversität der Blut- und der Liquor-Viren.
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Die Wissenschaftler stellten fest, dass zu den unterschiedlichen Zeitpunkten bei zehn bis 22 Prozent der Teilnehmer der Nachweis von HIV-RNA im Liquor gelang. Im gesamten Zeitraum konnte bei etwa einem Drittel der Teilnehmer das Virus im Hirnwasser nachgewiesen werden und viele Patienten zeigten bereits innerhalb der ersten vier Monate nachweisbare DNA. Hinweise für eine dauerhafte Infektion zeigten etwa 16 Prozent der Patienten.
Die Wissenschaftler stellten außerdem fest, dass im Liquor teilweise genetische Formen des Virus nachweisbar waren, die sie im Blut nicht nachweisen konnten. Die biologische Diversität der HI-Viren innerhalb des Liquors gab zudem Hinweise, dass das Hirn als eigenständiges Replikationskompartiment für das Virus diente.
Die Wissenschaftler konnten mit ihrer Studie zeigen, dass bei einer großen Zahl von Patienten die Infektion bereits früh das Gehirn erreichen könnte. „In einer Reihe von Patienten könnte das Hirn somit auch als ständiges Reservoir für Reinfektionen dienen“, so das Fazit der Forscher.
© hil/aerzteblatt.de

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