Medizin
Tumor-DNA im Blut sagt Lymphom-Rezidiv voraus
Dienstag, 7. April 2015
Bethesda – Der Nachweis von Tumor-Genen im Blut kann beim diffusen großzelligen B-Zell-Lymphom (DLBCL), dem häufigsten Non-Hodgkin-Lymphom beim Erwachsenen, ein Rezidiv frühzeitig erkennen. Die Studie in Lancet Oncology (2015; doi: 10.1016/S1470-2045(15)70106-3) weist auf einen neuen Tumormarker hin, der Patienten die Strahlenexposition regelmäßiger CT-Untersuchungen ersparen könnte.
Das DLBCL gilt als potenziell heilbar. Wenn allerdings die Ersttherapie versagt, ist die langfristige Prognose ungünstig. Die Anstrengungen gehen deshalb dahin, bei der Ersttherapie eine vollständige Remission zu erzielen. Außerdem werden die Patienten engmaschig nachbeobachtet, um ein Rezidiv frühzeitig zu erkennen.
Zu diesem Zweck werden regelmäßige Computertomographien (CT) durchgeführt, die heute mit der Positronen-Emissions-Tomographie (PET) kombiniert werden. Die Patienten sind dabei jeweils einer gewissen Strahlenbelastung ausgesetzt, die theoretisch ein erneutes Krebswachstum anstoßen könnte. Als eine Alternative könnte sich in Zukunft der Nachweis von zirkulierender Tumor-DNA (ctDNA) anbieten, die von Lymphomzellen ans Blut abgegeben wird. Die Tests wären (fast) non-invasiv und nicht mit einer Strahlenbelastung des Patienten verbunden.
Das Team um Wyndham Wilson vom National Cancer Institute in Bethesda hat hierzu archivierte Blutproben von 126 DLBCL-Patienten untersucht, die zwischen 1993 und 2013 behandelt wurden. Alle Patienten hatten eine Chemotherapie mit dem EPOCH-Protokoll (Etoposid, Vincristin und Doxorubicin) erhalten, einige waren zusätzlich mit Rituximab behandelt worden, das erst vor einigen Jahren zur Behandlung von B-Zell-Lymphomen eingeführt wurde.
Von den 107 Patienten, die eine vollständige Remission erzielten, stieg die Wahrscheinlichkeit, im weiteren Verlauf ein Rezidiv zu erleiden, um den Faktor 228 an, wenn ctDNA im Blut nachweisbar war. Der ctDNA-Nachweis ging dabei einem positiven Tumornachweis im CT um 3,5 Monate voraus.
Da bei den Patienten keine PET-Nachsorge durchgeführt wurde, ist unklar, wie groß der zeitliche Vorteil gegenüber dem heutigen Standard ist. Die Ergebnisse sprechen nach Ansicht von Wilson dennoch für den Bluttest, zumal dieser für die Patienten schonender ist und möglicherweise auch Kosten spart. Der Hersteller hat allerdings nicht verraten, was er für den Test in Rechnung stellen wird, der zunächst noch die Hürde der Zulassung nehmen muss.
© rme/aerzteblatt.de

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