Politik
Kabinett beschließt Deutsche Antibiotika-Resistenzstrategie
Mittwoch, 13. Mai 2015
Berlin - Das Bundeskabinett hat heute die Deutsche Antibiotika-Resistenzstrategie 2020 (DART) beschlossen, mit der die 2008 begonnenen Anstrengungen zur Bekämpfung der Antibiotika-Resistenzen fortgesetzt werden sollen. „Die weltweite Ausbreitung von Antibiotika-Resistenzen muss gestoppt werden. Wenn Antibiotika nicht mehr wirken, drohen die Behandlungsmöglichkeiten in ein Vor-Penicillin-Zeitalter zurückzufallen, mit dramatischen Konsequenzen“, sagte heute Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) im Anschluss an die Kabinettssitzung.
Bei der Versammlung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) in der nächsten Woche solle ein gemeinsamer Fahrplan verabschiedet werden, kündigte der Minister an. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) wolle das Thema auch beim G7-Treffen der Staats- und Regierungschefs im Juni behandeln. „Kein Staat kann den weltweiten Anstieg von Antibiotika-Resistenzen alleine aufhalten, deshalb müssen wir auch international an einem Strang ziehen“, sagte Gröhe.
DART 2020 ist eine gemeinsame Strategie des Bundesministeriums für Gesundheit, des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft und des Bundesministeriums für Bildung und Forschung und sieht Maßnahmen in der Human- und Veterinärmedizin vor. Außerdem soll die Strategie dazu beitragen, die Forschung und Entwicklung neuer Antibiotika, alternativer Therapiemethoden und schnellerer Testverfahren zu verstärken. Auf diese Weise soll der „unsachgemäße und übermäßige Gebrauch von Antibiotika sowie Hygienemängel in der Human- und Veterinärmedizin“ eingedämmt werden, heißt es in dem Papier.
Bereits im März hatte Gröhe einen Zehn-Punkte-Plan gegen gefährliche Krankenhauskeime vorgestellt, der insbesondere die Meldepflichten für Kliniken konkretisierte. Dies sei ein Ansatz und Teil der Maßnahmen, die verschiedene Politikfelder betreffen würden, sagte der Bundesgesundheitsminister heute.
Ärztetag kritisiert zu geringen Personalschlüssel
Zeitgleichgleich appellierte heute der 118. Deutsche Ärztetag an die Politik, dafür zu sorgen, dass die Personalschlüssel in den Kliniken aufgestockt und klar geregelt würden. Der Zehn-Punkte-Plan zur Reduktion von Antibiotikaresistenzen der Bundesregierung erwähne zwar das Hygieneförderprogramm zur Einstellung von Hygienepersonal, kritisierten die Delegierten. „Leider mangelt es aber in deutschen Krankenhäusern auch bei der täglichen Patientenversorgung an ausreichend ärztlichen und pflegerischen Personal.“ Die Abgeordneten des Ärztetages forderten zudem den Ausbau der Lehrstühle für Krankenhaus- und Umwelthygiene. Ferner müsse die Weiterbildung von Ärztinnen und Ärzten in diesem Bereich finanziell gefördert werden.
Krankenhausgesellschaft fordert Keimuntersuchung in Arztpraxen
Die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) wertete den Kabinettsbeschluss indes als wichtigen Schritt. Hauptgeschäftsführer Georg Baum verwies darauf, dass viele Patienten, die Infektionen im Krankenhaus erleiden, die Keime selbst mit in die Klinik bringen. Risikopatienten sollten daher am besten schon im Vorfeld geplanter Eingriffe von niedergelassenen Ärzten auf multiresistente Keime untersucht werden. Dem Bundesgesundheitsministerium zufolge erkranken jährlich 400.000 bis 600.000 Patienten an Krankenhausinfektionen. 10.000 bis 15.000 sterben jedes Jahr daran.
Den Grünen gehen die Maßnahmen der Bundesregierung hingegen nicht weit genug. Nach Ansicht von Fraktionschef Anton Hofreiter greifen die neuen Vorschläge der Bundesregierung "zu kurz". Vor allem gegen den Antibiotikamissbrauch in der Massentierhaltung werde nach wie vor zu wenig getan. © ER/aerzteblatt.de

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