Medizin
EFSA rät von Koffein in hoher Dosierung ab
Donnerstag, 28. Mai 2015
Parma – Der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) bereitet der zunehmende Konsum von Koffein in der Bevölkerung Sorgen. Die Grenze einer gesunden Koffeinzufuhr beträgt laut einem 120-seitigen Gutachten im EFSA Journal (2015; 13: 4102) für einen gesunden Erwachsenen 200 mg pro Getränk und 400 mg pro Tag.
Koffein wird im Allgemeinen mit Kaffee in Verbindung gebracht. Tatsächlich enthält eine Tasse Filterkaffee (200 ml) etwa 90 mg Koffein. In einer Tasse Espresso (60 ml) sind es 80 mg. Demnach wären vier Espressi am Tag für einen gesunden Erwachsenen noch unbedenklich. Dies gilt allerdings nur für den Fall, dass er neben den Espressi kein Energy-Getränk (80 mg pro 0,25l-Dose), keinen schwarzen Tee (50 mg Koffein pro Tasse) und keine Cola (40 mg Koffein pro 0,3l-Dose) trinkt. Auch eine Tafel Vollmilchschokolade (100mg) belastet seine Bilanz mit etwa 20 mg Koffein pro Tafel, bei einer Tafel Zartbitterschokolade sind es sogar mehr als 40 mg.
Es ist deshalb kein Wunder, dass viele Menschen über der Grenze liegen. In Dänemark nimmt ein Drittel der Erwachsenen mehr Koffein zu sich als die EFSA für unbedenklich hält, in Deutschland sind es 14 Prozent. Kurzfristig macht sich ein erhöhter Koffeinkonsum vor allem durch seine Wirkungen auf das zentrale Nervensystem bemerkbar. Koffein erhöht die Reizbarkeit, Nervosität und Ängstlichkeit. Gesichert sind auch Einschlafstörungen und eine Verkürzung der Schlafdauer, wenn Koffein am Abend konsumiert wurde.
Koffein steigert vorübergehend den Blutdruck, was sich vor allem bei sportlicher Betätigung negativ auswirken kann. Eine Einzeldosis von 200 mg Koffein kann eine bis zwei Stunden später beim Krafttraining den Blutdruck steigern, bei einem Ausdauertraining könne es auch zu einem Rückgang der myokardialen Durchblutung kommen, heißt es in dem Report.
Die Experten raten deshalb, unmittelbar vor dem Sport auf Koffein zu verzichten. Langfristige negative Auswirkungen eines dauerhaften Koffeinkonsums auf das Herz-Kreislauf-System konnten dagegen nicht sicher nachgewiesen werden. Koffein ist kein Risikofaktor für die arterielle Hypertonie und der regelmäßige Konsum begünstigt auch nicht die Entwicklung von koronarer Herzkrankheit (hier gibt es allerdings widersprüchliche Daten), Schlaganfall, Vorhofflimmern oder chronischer Herzinsuffizienz. Auch die Kombination mit Alkohol scheint – abgesehen von den Alkoholfolgen – unbedenklich zu sein.
Eine gewisse Vorsicht ist während der Schwangerschaft erforderlich. Die EFSA-Experten verweisen auf zwei prospektive Kohortenstudien, in denen der Koffeinkonsum mit einer fetalen Wachstumsstörung und einem niedrigen Geburtsgewicht in Verbindung gebracht wurden. In diesen Studien war kein Grenzwert erkennbar. Die Experten halten einen Konsum von bis zu 200 mg am Tag bei Schwangeren jedoch für unbedenklich.
© rme/aerzteblatt.de

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