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Augen von Frühgeborenen telemedizinisch untersuchen
Dienstag, 16. Juni 2015
München – Zu regelmäßigen augenärztlichen Kontrollen bei Frühgeborenen rät die Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft (DOG). In Deutschland werden jährlich etwa 4.000 Kinder mit weniger als 1.500 Gramm Geburtsgewicht geboren. Je früher sie zur Welt kommen, umso größer ist laut der Fachgesellschaft ihr Risiko, eine schwere Augenerkrankung zu entwickeln. „Die Frühgeborenen-Netzhauterkrankung Retinopathia praematurorum zählt hierzulande zu den häufigsten Ursachen einer schweren Sehbehinderung im Kindesalter“, erläutert Horst Helbig, Direktor der Klinik und Poliklinik für Augenheilkunde am Universitätsklinikum Regensburg. Dabei wuchern feine Blutgefäße aus dem Augenhintergrund in die unreife Netzhaut ein. Das feine Netzhautgewebe löst sich ab und vernarbt.
Mit einer Laserbehandlung oder einer operativen Medikamenteneingabe in die Augen lässt sich in den meisten Fällen die Sehkraft erhalten. Die operative Medikamenteneingabe ist dabei eine neue Methode, die derzeit in einer Studie in Freiburg, Regensburg und anderen deutschen Zentren untersucht wird. Am Anfang steht jedoch eine Screening-Untersuchung der Augen, um festzustellen, welche Kinder behandelt werden müssen. Diese Untersuchung ist jedoch komplex und sollte laut der DOG in spezialisierten Zentren erfolgen.
Es ist jedoch belastend und riskant für das Frühgeborene, zum Screening in ein solches Zentrum verlegt zu werden. Telemedizinische Angebote ermöglichten es den Ärzten aber, die Diagnose auch aus der Ferne zu stellen. Dafür macht die Frühgeborenenstation des örtlichen Krankenhauses Fotos vom Augenhintergrund des Kindes und übermittelt diese digital an ein spezialisiertes Zentrum.
Dort beurteilen Experten, ob eine Therapie erforderlich ist. Nur wenn eine Behandlung nötig ist, müssen die Eltern mit dem Kind das Zentrum aufsuchen. Die DOG begrüßt, dass die bayerische Staatsregierung, die Sparkassenstiftung und die Stiftung „Kinder-Universitätsklinik Ostbayern“ ein solches Telemedizin-Projekt in Ostbayern mit Zuschüssen unterstützen. „Solche und ähnliche Projekte verbessern die Chance der ganz kleinen Frühgeborenen auf ein normales, glückliches Leben“, sagte Helbig.
© hil/aerzteblatt.de

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