Medizin
Lungenkrebs: CT-Screening erkennt nicht-behandlungsbedürftige Knoten
Donnerstag, 25. Juni 2015
New York – Rundherde in der Lunge, die in der strahlenarmen Computertomographie (CT) als nicht-solide Knoten erscheinen, müssen nicht sofort biopsiert oder operativ entfernt werden. Dies zeigen die bisherigen Erfahrungen einer internationalen Screeningstudie in Radiology (2015; doi: 10.1148/radiol.2015142554).
Während die Lungenkrebsfrüherkennung mit dem niedrig-Dosis-CT in den USA für starke Raucher seit kurzem eine „Kassenleistung“ von Medicare ist, stehen deutsche Fachgesellschaften dem Screening weiterhin skeptisch gegenüber. Ein Grund sind die häufigen Befunde von Lungenrundherden, deren Dignität sich oft nur durch eine Biopsie klären lässt. Eine Gewebeentnahme aus dem Thorax ist für die Patienten jedoch mit Risiken verbunden. Neben einem Pneumothorax sind auch Todesfälle möglich.
Zu den häufig unklaren Befunden zählen die nicht-soliden Knoten, bei denen innerhalb des Rundherdes normales Lungengewebe erkennbar ist. Diese Knoten können Folge einer Entzündung oder einer Infektion sein, sie können aber auch durch ein Karzinom oder seine Vorstufen hervorgerufen werden, berichtet Claudia Henschke von der Icahn School of Medicine, die zu den international führenden Befürwortern des CT-Screenings ist.
Die Forscherin hat jetzt die Daten der „International Early Lung Cancer Action Program Investigators Group“ (I-ELCAP) ausgewertet, die derzeit in acht Ländern (ohne deutsche Beteiligung) ein Screening mit dem niedrig-Dosis-CT erprobt. Bisher haben 57.496 Menschen an der Früherkennung teilgenommen. Bei 2.392 (4,2 Prozent) wurde ein nicht-solider Knoten entdeckt. Weitere Untersuchungen führten zur Diagnose von 73 Lungenkrebserkrankungen in diesen Knoten. In 485 von 64.677 späteren CTs (0,7 Prozent), die in dem Programm jährlich wiederholt werden, wurden neue solide Knoten entdeckt. Darunter waren 11 Karzinome, die sich alle im Stadium 1 befanden und laut Henschke kurativ entfernt werden konnten bei einer medialen Nachbeobachtungszeit von mehr als sechs Jahren.
In 22 Fällen hatten sich die nicht-soliden Knoten vor der Operation verändert und solide Abschnitte entwickelt. Dies gilt als ein Warnzeichen für ein Krebswachstum und hat in der Regel die Entfernung des Knotens zur Folge. Auch in dieser Gruppe konnten laut Henschke alle Tumore in einem Frühstadium kurativ entfernt werden. Von der Entdeckung der nicht-soliden Knoten bis zum Auftreten von soliden Anteilen vergingen im Durchschnitt 25 Monate.
Henschke hält es deshalb für vertretbar, Patienten mit nicht-soliden Knoten zunächst zu beobachten und sie erst nach einer Veränderung bei den jährlichen Screening-Untersuchungen zu entfernen. Diese Strategie könnte die Zahl der Nachuntersuchungen und damit die Risiken des Screenings für die Patienten vermindern. © rme/aerzteblatt.de

Nachrichten zum Thema

Kommentare
Die Kommentarfunktion steht zur Zeit nicht zur Verfügung.