Medizin
Methode erkennt Resistenzen und Verwundbarkeit des Tb-Erregers
Freitag, 26. Juni 2015
Borstel/Oxford – Ärzte sollen mit einer neuen Methode künftig deutlich schneller bestimmen können, welche Antibiotika Resistenzen gegen bestimmte Tuberkulose-Erreger bestehen und welche Präparate gegen das jeweilige Mykobakterium wirksam sind. Das berichten Wissenschaftlern des Forschungszentrums Borstel, des Deutschen Zentrums für Infektionsforschung, des Oxford Biomedical Research Centre und des South African National Institute for Communicable Diseases in der Fachzeitschrift The Lancet Infectious Diseases (DOI: 10.1016/S1473-3099(15)00062-6 ).
Die bislang häufig eingesetzten Kulturverfahren benötigt bis zu sechs Wochen, bis ein Ergebnis vorliegt. Sie sind zudem relativ fehleranfällig. Optimale Laborbedingungen für verlässliche Ergebnisse sind insbesondere in Ländern mit hohen Tuberkuloseraten oft nicht vorhanden. Auch die in den letzten 20 Jahren eingesetzten molekulardiagnostischen Schnelltests können nach Aussage der Wissenschaftler lediglich eine Aussage über eine begrenzte Anzahl von Mutationen und die daraus resultierenden Resistenzen treffen.
„Wir wollten einen Schritt weitergehen und therapeutische Hinweise geben, welche Kombination von Antibiotika sich zur Behandlung eines bestimmten Erregers eignen“, erläuterte Stefan Niemann, Leiter der Forschungsgruppe Molekulare Mykobakteriologie am Forschungszentrum Borstel und Mitglied des Exzellenzclusters Entzündungsforschung. Dazu untersuchte das Team mittels Gesamtgenomsequenzierung das Erbgut von rund 3.500 Tb-Stämmen.
Die Forscher konzentrierten sich dabei auf Veränderungen im Erbgut, die sie mit Antibiotikaresistenzen und -Empfindlichkeit in Verbindung bringen konnten. „Findet man Veränderungen im genetischen Code eines Erregers, sind bestimmte Medikamente nicht mehr wirksam und sollten daher nicht für die Therapie verwendet werden. Das ist ein enormer Fortschritt, insbesondere für die Behandlung von multiresistenten Erregern“, so Niemann.
Für die Praxis verfügbar ist die neue Methode aber noch nicht. „Aber auf längere Sicht ist die Genomanalyse erheblich einfacher durchzuführen und kostengünstiger als konventionelle Verfahren“, sagte Thomas Kohl, Zweitautor der Publikation. Vor allem im Hinblick auf die EndTB-Strategie der WHO, die vorsieht, dass die Tuberkulose bis zum Jahr 2035 erfolgreich eliminiert werden soll, seien diese neuen diagnostischen Ansätze von großer Bedeutung.
Pro Jahr erkranken weltweit rund neun Millionen Menschen an Tb. Etwa 1,5 Millionen sterben an den Folgen der Krankheit.
© hil/aerzteblatt.de

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