Medizin
PREFERE, die größte Studie zur Therapie des frühen Prostatakarzinoms, läuft weiter
Montag, 29. Juni 2015
Köln – Eine der größten, auch international als bedeutend angesehenen Studien zur Behandlung von Männern mit Prostatakarzinom im Frühstadium wird weiter gefördert. Sowohl die Deutsche Krebshilfe, als auch die gesetzlichen und die privaten Krankenversicherungen halten an der so genannten PREFERE-Studie fest, wie Krankenkassen und Deutsche Krebshilfe mitteilen. Die Frage nach der besten Therapie sei wissenschaftlich noch immer nicht geklärt und äußerst relevant für die Patienten.
Während für viele maligne Erkrankungen durch eine frühzeitige Behandlung sowohl das rezidivfreie, aber auch das Gesamtüberleben verbessert wurde und sich zum Teil auch die Heilungschancen erhöht haben, wird beim Prostatakarzinom möglicherweise nur die Therapiephase mit ihren potenziellen Nebenwirkungen zeitlich vorverlagert: „Ein großer Teil der Patienten ist mit den heute angewandten Behandlungsstrategien vermutlich übertherapiert und könnte auch zu einem späteren Zeitpunkt noch mit einem kurativen Ansatz und gleichbleibender Prostatakarzinom-spezifischer Überlebensrate behandelt werden“, erläuterte PREFERE-Studienleiter Michael Stöckle von der Universitätsklinik Hoburg/Saar dem Deutschen Ärzteblatt.
Durch die PREFERE-Studie würden die vier gängigen Behandlungsmethoden beim frühen Prostatakarzinom miteinander verglichen:
- die radikale Prostatektomie
- die perkutane Strahlentherapie
- die dauerhafte Seed-Implantation (Brachytherapie) und
- aktive Beobachtung (active Surveillance).
Die großen Fachgesellschaften seien sich einig, dass beim Niedrigrisiko-Patienten alle vier Strategien primäre Behandlungsoptionen seien mit vergleichbarer Effektivität. Am häufigsten sei die radikale Prostatektomie, die als bisher einziges Therapiekonzept mit der aktiven Beobachtung prospektiv-randomisiert verglichen worden sei mit dem Ergebnis einer signifikanten Reduktion tumorbedingter Todesfälle, so Stöckle.
Der grundsätzliche Wert der Radiotherapie beim Prostatakarzinom sei zwar durch eine randomisierte Phase-III-Studie belegt worden, allerdings bei lokal fortgeschrittenem Tumor. Die prognostisch günstigen Subgruppen mit niedrigem Risiko und auch frühe Stadien des intermediären Risikos seien in Bezug auf die optimale Behandlung noch unzureichend erforscht, meint Stöckle.
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Ein erster Zwischenbericht der Studienleitung nach zwei Jahren hatte die Förderer jedoch alarmiert: Die Teilnehmerzahl blieb erheblich hinter Planung und Erwartung zurück. Eine der möglichen Ursachen: Adäquate Informationen zu PREFERE kamen nicht bei den Patienten an, erläuterte Gerd Nettekoven, Hauptgeschäftsführer der Deutschen Krebshilfe, dem Deutschen Ärzteblatt. Die Deutsche Krebshilfe und die Krankenversicherer fordern daher erneut von der Ärzteschaft, bei Diagnose eines Prostatakarzinoms im Frühstadium die Patienten unvoreingenommen darüber aufzuklären, dass die Frage nach der besten Behandlungsmethode derzeit nicht zu beantworten ist, heißt es in einer gemeinsamen Presseerklärung.
Die Patienten haben die Möglichkeit, präferenzbasiert teilzunehmen, indem sie zwei von vier Optionen ausschließen, erläuterte Stöckle.
Die Deutsche Krebshilfe stellt nun mit dem zweiten Förderbescheid einen weiteren Teilbetrag der grundsätzlich von ihr vorgesehenen Gesamtfördersumme von 13,5 Millionen Euro für die Studie bereit. Die gesetzlichen und privaten Krankenversicherungen beteiligen sich über die Gesamtlaufzeit der Studie mit 11,5 Millionen Euro. PREFERE wird zudem durch ein breites Bündnis des deutschen Gesundheitswesens getragen. Außer den Förderern unterstützen auch die Deutsche Gesellschaft für Urologie, die Deutsche Gesellschaft für Radioonkologie, der Berufsverband Deutscher Urologen, die Deutsche Krebsgesellschaft und der Bundesverband Prostatakrebs Selbsthilfe die PREFERE-Studie.
Prostatakrebs ist das häufigste Malignom beim Mann, in Deutschland erkranken jährlich circa 67 000 Männer. „Wir rufen alle niedergelassenen Urologen und die infrage kommenden Patienten dazu auf, an PREFERE teilzunehmen“, sagt Uwe Deh, Geschäftsführender Vorstand des AOK-Bundesverbandes und federführender Vertreter aller Kassenverbände. „Es ist sehr wichtig, dass die Studie von einem breiten Bündnis getragen wird. Dass sich der Berufsverband der Deutschen Urologen und die Deutsche Gesellschaft für Urologie weiter für den Erfolg der Studie einsetzen wollen, ist daher ein gutes Signal.“
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