Medizin
Leber: Gewichtsreduktion kann NASH ausheilen
Dienstag, 28. Juli 2015
Havanna/Lille – Eine Gewichtsreduktion durch eine Lebensstiländerung oder eine bariatrische Operation kann die histologischen Veränderungen bei der nicht-alkoholischen Steatohepatitis (NASH) verbessern, wie zwei prospektive Studien in Gastroenterology (2015: 149: 367-378 und 379-388) zeigen.
Übergewicht und Fettleibigkeit können der Leber in gleichem Maße schaden wie ein übermäßiger Alkoholkonsum. In einer Biopsie finden sich dann die gleichen Veränderungen der Leberzellen wie Ballonierung, Verfettung und Nekrose begleitet von entzündlichen Zellinfiltraten. Patienten mit NASH laufen deshalb in ähnlicher Weise wie Patienten mit AHS (alkoholischen Steatohepatitis) Gefahr, eine Leberzirrhose zu entwickeln.
Eine konsequente Therapie könnte in einer Gewichtsreduktion bestehen, die durch eine Lebensstiländerung oder durch eine bariatrische Operation erreicht werden kann. Am Nationalen Institut für Gastroenterologie in Havanna/Kuba besteht die Therapie in einer Gewichtsreduktion.
Die 293 Teilnehmer der Studie, über die Eduardo Vilar-Gomez und Mitarbeiter berichten, hatten einem Body-Mass-Index (BMI) von 31 und die typischen Veränderungen einer NASH in der Leberbiopsie. Sie wurden kurzerhand auf eine Reduktionsdiät gesetzt. Die tägliche Kalorienzufuhr wurden um 750 kcal gesenkt. Außerdem sollten sie 200 Minuten pro Woche körperlich aktiv sein. Daran haben sich nicht alle Teilnehmer gehalten, doch einige Teilnehmer konnten ihr Gewicht um mehr als 10 Prozent reduzierten.
Sie wurden mit einer deutlichen Verbesserung in der Leberbiospsie belohnt: Bei ihnen kam es nicht nur zu einem Rückgang von Verfettung (Steatosis), Ballonierung und Entzündung. Bei einigen bildete sich sogar die Fibrose zurück. Alle erreichten einen Brunt-Score von unter 2 Punkten (von maximal 17 Punkten).
Auch bei einer Gewichtsreduktion um 7 bis 10 Prozent besserten sich die histologischen Veränderungen, die Fibrose stabilisierte sich, es kam aber nur selten zu einem echten Rückgang. Eine Gewichtsabnahme um weniger als 5 Prozent zeigte dagegen wenig Wirkung: Bei 93 Prozent der Patienten kam es zu einer Verschlechterung der Fibrose.
Für die Mehrzahl der Patienten, die die notwendige Disziplin zur Lebensstiländerung nicht aufbringen, besteht seit einigen Jahren die Möglichkeit, sich einer bariatrischen Operation zu unterziehen. Sie erzwingt eine Änderung des Lebensstils mit einer in der Regel größeren Gewichtsreduktion. In einer Kohorte, über die Guillaume Lassailly von der Universität Lille berichtet, fiel der BMI von 49,3 auf 37,4 nach der Operation.
Die Teilnehmer waren damit weiterhin fettleibig, aber die Leber der meisten Patienten hatte sich deutlich erholt: Der Anteil der Patienten mit einer Steatosis war nach einem Jahr von 60 auf 10 Prozent gefallen. Bei 84 Prozent hatte sich die Ballonierung zurückgebildet. Bei 67 Prozent waren die entzündlichen Veränderungen abgeklungen. Nach dem Urteil der Pathologen war die NASH bei 85 Prozent der Patienten abgeheilt. Bei Patienten mit einer milden NASH zu Beginn der Studie betrug der Anteil sogar 94 Prozent.
Für den Editorialisten Giulio Marchesini von der Universität Bologna übertreffen die Ergebnisse alles, was derzeit durch Medikamente erreichbar ist. Langezeit gab es keine pharmakologische Therapie der NASH. Derzeit werden Studien zu FXR-Agonisten, GLP-1-Rezeptor-Agonisten und PPAR-Agonisten untersucht. NASH ist zu einem Schwerpunkt der Medikamentenentwicklung geworden, da zwischen 2 bis 5 Prozent aller Erwachsenen (US-Untersuchung) diese Störung aufweisen, die unbehandelt zur Leberzirrhose und zum Leberversagen fortschreiten kann. © rme/aerzteblatt.de

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