Medizin
Adipositas-Operation senkt Alkoholtoleranz
Freitag, 7. August 2015
St. Louis – Ein Magenbypass senkt das Gewicht, weil er die Aufnahme von Nahrungsmitteln im Darm einschränkt. Beim Alkoholkonsum kommt es jedoch zu einem gegenteiligen Effekt, wie eine Studie in JAMA Surgery (2015; doi:10.1001/jamasurg.2015.1884) zeigt.
An der Studie nahmen 9 Frauen teil, die sich vor ein bis fünf Jahren einer bariatrischen Operation mit Anlage eines Roux-en-Y gastric bypass (RYGB) unterzogen hatten. Die Operation verkleinert den Magen und schafft unter Umgehung des unteren Magens und des Duodenums eine Kurzschlussverbindung zum Jejunum.
Dort wird unter anderem der Alkohol resorbiert. Dies hatte in der Studie zur Folge, dass die Blutalkoholspiegel nach einem starken alkoholischen Probegetränk (0,5 g/kg Körpergewicht) schneller anstiegen als in einer Kontrollgruppe von acht adipösen Frauen, bei denen die RYGB-Operation noch nicht durchgeführt worden war.
Die operierten Frauen hatten nach 5 Minuten bereits 1,1 Promille Alkohol im Blut, bei den (noch) nicht operierten Frauen wurde der Peak erst nach 20 Minuten mit 0,80 Promille erreicht. Die höheren Alkoholwerte setzten nach Einschätzung der Autorin Marta Yanina Pepino von der Washington University School of Medicine in St. Louis nicht nur die Fahrtüchtigkeit herab.
Die rasche Anflutung erfülle auch die Kriterien des Binge-Trinkens, das ein Risikofaktor für eine Abhängigkeit ist. Eine frühere Studie anderer Autoren war tatsächlich zu dem Ergebnis gekommen, dass die Häufigkeit einer Alkoholabhängigkeit nach einer bariatrischen Operation deutlich ansteigt (JAMA 2012; 307: 2516-2525). © rme/aerzteblatt.de

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