Ärzteschaft
Zahl der Medikamentenallergien bei Kindern überschätzt
Donnerstag, 13. August 2015
Berlin – Medikamentenallergien bei Kindern und Jugendlichen sind seltener als viele Eltern meinen. Das berichtet die Deutsche Gesellschaft für Pädiatrische Allergologie und Umweltmedizin (GPA).
Bei fast jeder zwanzigsten Vorstellung eines Kindes in deutschen Notfallambulanzen geben die Eltern im Aufnahmegespräch an, ihr Kind leide an einer Medikamentenallergie. „Nicht selten müssen in solchen Fällen weniger gängige, potenziell nebenwirkungsträchtigere Alternativpräparate eingesetzt werden“, berichtet Lars Lange, aus dem Vorstand der Fachgesellschaft. Eine Behandlung mit dem vermuteten Arzneimittelallergen wäre ohne vorherige Allergiediagnostik für die kleinen Patienten zu unsicher, so Lange.
Allerdings wiesen Studien darauf hin, dass nur ein kleiner Prozentsatz der Kinder, bei denen ein Verdacht auf eine Medikamentenallergie besteht, tatsächlich allergisch reagiert. Gut erforscht ist dies laut der GPA für Penicilline und verwandte Antibiotika. „Es entspricht auch unserer klinischen Erfahrung, dass bei maximal zehn Prozent der untersuchten Kinder tatsächlich eine Allergie nachgewiesen werden kann“, erläutert Hagen Ott, Sprecher der wissenschaftlichen Arbeitsgruppe Arzneimittelallergie der GPA.
Eine interdisziplinäre Expertengruppe hat jetzt einheitliche Empfehlungen für allergologische Tests bei Verdacht auf Medikamentenallergie veröffentlicht. Neben Hauttests und Blutuntersuchungen sind dabei auch Provokationstestungen mit dem angeschuldigten Arzneimittel erforderlich. Hierbei wird der vermutete Auslöser unter ärztlicher Aufsicht in aufsteigender Dosis und in definierten Abständen verabreicht.
Kommt es zu einer Reaktion, wird die Testung abgebrochen, der Patient im Bedarfsfall sofort behandelt und bis zum Abklingen der Beschwerden überwacht. Tritt keine Reaktion auf, kann der untersuchte Patient das Arzneimittel zukünftig wieder einnehmen und muss nicht auf eine möglicherweise ungünstigere Alternative ausweichen.
© hil/aerzteblatt.de

Nachrichten zum Thema

Kommentare
Die Kommentarfunktion steht zur Zeit nicht zur Verfügung.