Medizin
Gothic-Kultur: Anhänger vermehrt depressiv und suizidgefährdet
Freitag, 28. August 2015
Oxford – Anhänger der Gothic-Kultur neigen zu Depressionen und sie sind vermehrt suizidgefährdet. Dies zeigen die Ergebnisse einer Langzeitstudie aus England in Lancet Psychiatry (2015; doi; 10.1016/S2215-0366(15)00164-9).
Die Gothic-Kultur, eine Anfang der 1980er Jahre entstandene Jugendbewegung, umgibt sich mit den Motiven von Schwermut und Tod, und für einige „Goths“ beschreibt dies mehr als ein oberflächliches Lebensgefühl. Dies geht aus einer Untersuchung der UK Avon Longitudinal Study of Parents and Children hervor, die den Geburtenjahrgang 1991/92 aus einer Region im Westen Englands seit der Schwangerschaft ihrer Mütter begleitet.
Lucy Bowes von der Universität Oxford und Mitarbeiter haben die Ergebnisse von Umfragen im Alter von 15 und 18 Jahren ausgewertet. Jugendliche, die sich im Alter von 15 Jahren sehr stark mit der Gothic-Bewegung identifizierten, litten im Alter von 18 Jahren dreimal häufiger unter Depressionen als andere Teenager, und sie gaben fünfmal Mal häufiger an, sich bereits Selbstverletzung zugeführt zu haben.
Beide Assoziationen waren signifikant und „dosis-abhängig“: So waren 6 Prozent der 18-Jährigen, die keine Affinität zur Gothic-Kultur hatten, depressiv gestimmt. Bei den Jugendlichen, die sich „ein wenig“ zur Gothic-Kultur hingezogen fühlten, waren es 9 Prozent und bei den Jugendlichen mit einer starken Identifizierung 18 Prozent.
Eine Assoziation bedeutet in einer Beobachtungsstudie nicht notwendigerweise eine Kausalität. Bowes betont, dass aus den Ergebnisse nicht abgeleitet werden könne, dass die schwarze Kleidung, das auffällige Make-Up und andere Paraphernalien die Todessehnsucht fördern.
Es sei vorstellbar, dass Jugendliche mit Depressionen sich durch ihre mentale Disposition der Gothic-Kultur hingezogen fühlen. Die Anhänger der Gothic-Kultur berichteten häufiger als andere über ein Mobbing durch Gleichaltrige, und ihre Mütter litten häufiger unter Depressionen. Dies deutet darauf hin, dass die Ursachen möglicherweise außerhalb der Gothic-Kultur zu suchen sind.
© rme/aerzteblatt.de

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