Ärzteschaft
KBV wehrt sich gegen Forderung nach mehr Geld für Klinik-Notfallambulanzen
Mittwoch, 9. September 2015
Berlin – Die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) hat der Forderung nach zusätzlichen Mitteln für Klinik-Notfallambulanzen eine scharfe Absage erteilt. „Wenn Krankenhäuser ihre Notfallambulanzen aktiv bewerben, ist es kein Wunder, dass Patienten diese Einrichtungen auch nutzen, obwohl sie keine Notfälle sind“, sagte der KBV-Vorstandsvorsitzende Andreas Gassen. Schwach ausgelastete Kliniken sollten eher geschlossen, als durch unechte Notfälle gefüllt werden, forderte der KBV-Chef.
Er reagierte damit auf eine Forderung des stellvertretenden Vorsitzenden der CDU/CSU-Bundestagsfraktion Georg Nüßlein. Dieser hatte sich dafür ausgesprochen, den Krankenhäusern mehr Geld für die Behandlung ambulanter Notfälle zu geben. „Wir müssen das Honorar für die Krankenhäuser erhöhen und es auf der anderen Seite anrechnen“, sagte der CSU-Politiker. Je mehr Krankenhäuser ambulant behandelten, desto weniger Honorar sollten die niedergelassenen Ärzte erhalten. Schließlich schickten die niedergelassenen Ärzte immer mehr Patienten in die Kliniken, so Nüßlein.
„Das ist eine Fehleinschätzung“, sagte Gassen. In Gebieten mit vielen niedergelassenen Ärzten gingen die Patienten eher selten in die Notfallaufnahmen der Krankenhäuser, in Regionen mit vielen Krankenhausbetten dagegen mehr Patienten. Dies zeige eine jüngst veröffentlichte Studie des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung (Zi).
Gassen kritisierte, dass Kliniken immer öfter mit ihren Notfallaufnahmen um Patienten aus dem ambulanten Bereich werben. Offenbar seien die Krankenhäuser nicht ausgelastet und wollten ihre freien Kapazitäten mit zusätzlichen Notfallpatienten füllen. „Was wir brauchen, ist die Aufhebung aller versorgungsfremden Mengenbegrenzungen für ambulante Leistungen, damit in noch mehr Regionen unnötige Krankenhausaufenthalte vermieden werden können“, so der KBV-Vorstandsvorsitzende.
Kritik an der Forderung Nüßleins kommt auch vom NAV-Virchowbund. „Kein niedergelassener Arzt schickt seine Patienten grundlos gezielt in die Notaufnahme. Die Ursache liegt oftmals im Anspruchsdenken der Patienten, aber auch in der Akquise von Kliniken, die auf ihren Internetseiten mit der Notaufnahme werben“, sagte Dirk Heinrich, Bundesvorsitzender des NAV. Die hohen Kosten der Behandlung ambulanter Notfälle in den Kliniken resultierten vor allem aus der Überdiagnostik in den Notaufnahmen und daraus, dass der Patient nicht auf Fachärzte, sondern auf Ärzte in Weiterbildung treffe, erklärte Heinrich.
© hil/aerzteblatt.de

@ Narkoleptiker 2.0
Denn Sie selbst, Herr Narkoleptiker, haben ja gleich den Notruf 112 gewählt und damit die Rettungskette mit dem RTW ausgelöst. Sie sollten aber, wie allgemein bekannt, 116 117 anrufen, um den kassenärztlichen/vertragsärztlichen ZND aufzusuchen.
Dieser ZND verfügt wiederum, ganz im Gegensatz zu Ihrer Polemik, nicht nur über den "Hausbesuchsnotdienst mit seiner kleinen Tasche", sondern auch über medizinisches Wissen, Verstand und Erfahrung. Z u s ä t z l i c h gibt es, wie Kollege "Practicus" hier im DÄ anmerkt "große, voll ausgestattete Notfallpraxen, in der Regel an Krankenhäuser angebunden" auch in Berlin!
Mein saloppes "schlafen sie ruhig weiter" hat selbstverständlich einen medizinischen Hintergrund: Narkolepsie, Synonyme - Schlummersucht, Sidd'sches Syndrom - Englisch: narcolepsy, hypnolepsy. Gehört zu den primären Schlaferkrankungen mit ICD10-Code: G47.4 Narkolepsie und Kataplexie. Oder haben Sie vielleicht ganz ‘was Anderes?
Mf+kG, Dr. med. Thomas G. Schätzler, FAfAM Dortmund

In NRW
Und sie sind dort auch willkommen, kann doch die Klinik so am vertragsärztlichen Honorarkuchen parasitieren - und der diensthabende Arzt muss ja ohnehin bezahlt werden...
Eigentlich müsste das Krankenhaus diese Patienten an die Notfallpraxis verweisen und den Zutritt auf die RTW-Zufahrt beschränken - macht aber niemand!
Das Problem ist vorsätzlich herbeigeführt - niemand zwingt die Kliniken dazu, ambulante Bagatellfälle zu behandeln und dann über die Kosten zu jammern!
Es gäbe eine ganz einfache Lösung: 10€ Selbstbehalt, an der Pforte bar zu bezahlen - und schon ist der Spuk vorbei!

Anspruchsdenken und Flatrate-Medizin
Die einzig saubere Lösung wäre, daß die ambulante Notfallversorgung eine eigenständige Finanzierung durch die Kassen bekommt. Das wird aber so schnell nicht geschehen, da erstens die Kassen dann nicht mehr die Leistungsträger gegeneinander ausspielen können (divide et impera) und zweitens die Finanzierungslücken in diesem Verschiebebahnhof offensichtlich würden. Deutschland ist bisher eines der wenigen Länder in der Welt, die eine hochwertige medizinische Versorgung unabhängig vom sozialen Status und ohne Wartelisten ermöglichen. Dieses System stößt aber zunehmend an seine Grenzen.
Die Personen, die laut nach Abendsprechstunden rufen, sollten bedenken, die meisten Kollegen, die Bereitschaftsdienst machen, haben schon einen langen Arbeitstag mit einer vollen Tagessprechstunde hinter sich. Und warum macht ein niedergelassener Arzt nicht abends von 18.00 Uhr bis 22.00 Uhr seine reguläre Sprechstunde? Ganz einfach, er ist kein Angestellter der Krankenkasse, aber er muß als Unternehmer seine Angestellten bezahlen, in dem Fall auch mit Zuschlägen für Spät- und Nachtarbeit. Und er bekommt dafür aber kein zusätzliches Geld, und wenn er Pech hat und zu viele Leistungen erbringt, muß er einen Teil des Quartals umsonst arbeiten. Also warum soll dieser Arzt zusätzliche Kosten tragen und seine sozialen Kontakte opfern? Die Flatrate-Medizin in Deutschland ist auf den ersten Blick schön für die Patienten, weil sie alles bekommen, was sie brauchen. Diese Flatrate ist aber auch extrem demotivierend für die Leistungserbringer, einfach, weil Leistung sich nicht mehr lohnt.
Wer mit dem System unzufrieden ist, sollte sich fragen, an welchen Stellschrauben noch gedreht werden kann. Wenn die Beiträge der KV nicht unendlich steigen sollen, dann müssen die Leistungen begrenzt werden. Und wenn man nicht die sozial Schwachen aussortieren möchte und auch nicht Wartelisten einführen möchte, dann geht dies nicht, ohne den Hauptverantwortlichen für die Kosten, nämlich den Patienten, in die Pflicht zu nehmen. Ob man eine Praxisgebühr einführt für alle Konsultationen außerhalb der regulären Arbeitszeit, ob man z.B. abhängig von Alter und Grundkrankheit ein Kontingent für freie Arztbesuche pro Jahr bekommt (bei mehr Konsultationen müsste man privat zuzahlen), ob man weitere Maßnahmen durchsetzt, das müssen die Politiker entscheiden.
Ich möchte nur daran erinnern, daß die Ressource ärztliche Arbeitskraft begrenzt ist, und wenn die geburtenstarken Jahrgänge in Rente gehen, daß dies auch die niedergelassenen Ärzte betreffen wird: http://www.aerzteblatt.de/nachrichten/63893/Jeder-vierte-niedergelassene-Arzt-steht-kurz-vor-dem-Ruhestand
Das heißt, ein bezahlbares Gesundheitssystem für alle wird es nur geben, wenn diejenigen, die sich jetzt besonders laut beschweren, ihr Anspruchsdenken herunterschrauben. In spätestens 10 Jahren dürfte sich die Schere zwischen dem Bedarf an medizinischen Dienstleistungen einerseits und den finanziellen und personellen Ressourcen andererseits so weit öffnen, dass uns alle aktuellen Zumutungen harmlos vorkommen werden.

dr.med.thomas.g.schaetzler, Danke
Natürlich existiert dieser Notdienst. Das ist mir auch bekannt. Der kommt mit dem Auto ins Haus.
Wovon ich geschrieben habe sind Praxen, die mit der nötigen technischen und personellen Ausstattung die Notdienste wahrnehmen.
Meinen Sie wirklich, dass der Hausbesuchsnotdienst mit seiner kleinen Tasche in vielen Fällen etwas ausrichten kann? Wieviele Patienten kann er mit dem Auto abklappern?
Mal abgesehen davon, die Art und Weise, wie Sie mich ansprechen, ist nicht gerade für einen Mediziner passend. "Schlafen Sie weiter".... Echt nett. Aber vermutlich wissen Sie nicht, was Narkolepsie wirklich bedeutet. Habe es oft genug schon Ärzten erklären müssen.
Danke!

Kein Geld für Notfallamublanzen
Hoffentlich ist ein Arzt oder wenigstens eine Toilettenfrau anwesend, wenn Sie mal einen Notfall haben.

@ Narkoleptiker
Mf+kG, Dr. Fmed. Thomas G. Schätzler, FAfAM Dortmund

super
Natürlich sind unter den Patienten da auch viele Leute, die vermutlich beim niedergelassenen Arzt wesentlich besser aufgehoben wären und auch den Notdienst nicht unbedingt benötigen.
Als Patient macht man in den Rettungsstellen auch so seine Beobachtungen, wenn man das Pech hat, diese zu benötigen. Eine davon ist eine recht eigenartige Organisation, viel zu wenig Personal und ein massiv überlastetes Personal.
M. e. macht man es sich zu einfach, die Verantwortung für die Finanzierungsprobleme auf die anspruchsvollen Patienten und die Werbung der Kliniken zu schieben.
Dann sollen endlich hier in Berlin die niedergelassenen Ärzte ihre Sprechzeiten überdenken (Abends!) und den Notdienst gewährleisten. Damit würden die Kliniken entlastet und bräuchten weniger Geld...
Kein Mensch geht gern in so eine Rettungsstelle. Dazu sollten sich die Verantwortlichen mal vor Ort mal selbst ein Bild machen.

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