Medizin
Verzagte Schmerzpatienten sind besonders depressionsgefährdet
Donnerstag, 10. September 2015
Wien – Ärzte sollten frühzeitig darauf achten, wie Patienten auf ihre Schmerzzustände reagieren. Das hat die Schmerzexpertin Janina Hülsebusch von der Ruhr-Universität Bochum beim Kongress der Europäischen Schmerzföderation EFIC in Wien empfohlen.
Zwar könnten länger anhaltende Schmerzen grundsätzlich zermürbend sein. Ob aber Betroffene aufgrund von akuten oder subakuten – also weniger als drei Monate dauernden – Schmerzen depressiv werden oder nicht, hänge im Wesentlichen von ihrer Gedankenwelt ab, so Hülsebusch.
Sie bezieht sich mit dieser Aussage auf eine Studie, die sie in Wien vorgestellt hat: Dabei hat die Arbeitsgruppe um Hülsebusch die seelische Verfassung von 164 Patienten untersucht, die in orthopädischen Kliniken wegen Rückenschmerzen in Behandlung waren. Die Wissenschaftler ermittelten dabei den Zusammenhang zwischen Schmerz und Depressivität.
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Sechs Monate nach der ersten Messung wurde überprüft, ob Schmerzreaktionen, Schmerzintensität und die durch Schmerz erlebten Beeinträchtigungen das Auftreten depressiver Symptomen begünstigt haben. Zusätzlich untersuchten die Forscher, welche Variablen dazu dienen könnten, um Schmerzintensität und schmerzbezogene Beeinträchtigungen vorherzusagen, die ein halbes Jahr später auftreten werden.
„Unsere Ergebnisse zeigen: Bei Frauen, die sich hilflos und verzagt fühlen und unter schmerzbezogenen Beeinträchtigungen leiden, ist die Wahrscheinlichkeit am höchsten, dass sie sechs Monate später depressive Symptome entwickeln“, fasste Hülsebusch die Ergebnisse zusammen.
„Wir müssen Betroffene frühzeitig dahingehend untersuchen, ob ihr Umgang mit Schmerz in eine Depression münden könnte, und sie bei Bedarf entsprechend begleiten“, so ihr Fazit. © hil/aerzteblatt.de

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