Politik
Gendermedizin ist in Berlin Thema zweier internationaler Kongresse
Mittwoch, 23. September 2015
Berlin – Geschlechtsspezifische Unterschiede bleiben eine große Herausforderung für die Forschung, zum Beispiel auf dem Gebiet der Herzerkrankungen. Darauf hat Roland Hetzer, bis 2014 Ärztlicher Direktor des Deutschen Herzzentrums Berlin, mit Blick auf zwei große Gendermedizin-Kongresse hingewiesen.
In einem Interview gemeinsam mit Vera Regitz-Zagrosek, Direktorin des Instituts für Geschlechterforschung in der Medizin (GIM) an der Berliner Charité, sagte Hetzer: „Viele Unterschiede werden in Diagnostik und Therapie bei Patientinnen und Patienten beobachtet. Aber vieles wird immer noch zu wenig hinterfragt. Warum zum Beispiel sind Aortenaneurysmen bei Männern zwar häufiger, verlaufen bei Frauen aber problematischer? Oder nehmen wir die Unterschiede bei der Herztransplantation oder beim Einsatz der künstlichen Herzpumpen: Auch hier gibt es noch viele offene Fragen.“
Im Rahmen der beiden Kongresse werde der Stand der geschlechtsspezifischen Medizin auf eine ganz besondere Weise beschrieben, so Regitz-Zagrosek: „Highlights sind zum Beispiel neue geschlechtsspezifische Biomarker für kardiovaskuläre Erkrankungen, auch für die Diagnose des Myokardinfarktes, und Geschlechterunterschiede bei genetischen und epigenetischen Mechanismen.“ Man wolle Gendermedizin in ihrem weltweiten Spektrum diskutieren, sich erneut mit der Forderung positionieren, sie in die Lehre zu implementieren, und zudem dazu beitragen, die Gesundheitsversorgung durch diese neuen Erkenntnisse zu verbessern – „für Frauen wie auch für Männer“.
Am 20. September begann in Berlin der 7. Kongress der Internationalen Gesellschaft für Gendermedizin. Heute und morgen schließt sich der Internationale Kongress für Geschlechterforschung in der Medizin an. Hetzer hat dort den Eröffnungsvortrag halten. Regitz-Zagrosek ist Kongresspräsidentin beider Veranstaltungen. Rund 350 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus aller Welt wollen über aktuelle Forschungsergebnisse zur Gendermedizin diskutieren. © Rie/aerzteblatt.de

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