Medizin
Lungentransplantation: Luftverschmutzung fördert Tod und Organabstoßung
Dienstag, 29. September 2015
Loewen – Patienten mit einem Lungentransplantat erleiden häufiger Abstoßungsreaktionen, wenn sie in der Nähe von viel befahrenen Straßen mit starker Luftverschmutzung leben. Auch das Sterberisiko war in einer Studie erhöht, deren Ergebnisse auf einer Tagung der European Respiratory Society in Amsterdam vorgestellt wurden.
Die Überlebensraten sind nach einer Lungentransplantation deutlich niedriger als nach anderen Organtransplantationen. Ein Grund ist die höhere Rate von Abstoßungsreaktionen. Die Patienten benötigen deshalb eine höhere Dosis von Immunsuppressiva als bei anderen Organtransplantationen. Die wiederum könnte die Anfälligkeit gegenüber Luftschadstoffen erhöhen.
Ein Team um David Ruttens von der Universität Löwen in Belgien hat hierzu die Daten von 5.707 Patienten ausgewertet, die an 13 europäischen Zentren (darunter Essen, Hannover und München) zwischen 1987 und 2012 ein Lungentransplantat erhalten hatten.
Während einer Nachbeobachtungszeit von 5,6 Jahren starben etwa 45 Prozent der Patienten und 47 Prozent entwickelten eine chronische Organabstoßung. Patienten mit Abstoßungsreaktionen erhalten häufiger Makrolidantibiotika, die bei diesen Patienten die Prognose verbessern: Die Sterberate war unter den mit Makroliden behandelten Patienten 30 Prozent niedriger als bei Patienten, die keine Makrolide erhalten hatten. Dort betrug die Sterberate fast 55 Prozent.
Die Forscher fanden nun heraus, dass sowohl die Häufigkeit von Abstoßungsreaktionen als auch die Sterberate in Abhängigkeit von der Verkehrsdichte zunahmen. Die Verkehrsdichte wurde durch die Summe der Straßenlängen in einem Radius um den Wohnort bestimmt. Pro 100 Meter Straßenlänge stieg die Häufigkeit von Abstoßungsreaktionen um 11 bis 13 Prozent an. Bei der Sterberate wurde ein ähnlicher Zusammenhang gefunden.
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Diese Assoziationen waren allerdings nur bei Patienten nachweisbar, die keine Makrolide erhalten hatten. Die Behandlung mit diesen Medikamenten scheint die Patienten vor den schädlichen Wirkungen der Luftschadstoffe zu schützen, schlußfolgert Ruttens. Wenn die Grenzwerte der WHO eingehalten würden, könnte die Zahl der Todesfälle um 6,4 Prozent gesenkt werden, heißt es an anderer Stelle. In der Gruppe, die keine Makrolide erhalten hat, gäbe es sogar 9,9 Prozent weniger Todesfälle.
© rme/aerzteblatt.de

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