Medizin
Legionellen hitzeresistenter als bislang angenommen
Montag, 9. November 2015
Braunschweig – Legionellen vermehren sich auch bei Temperaturen zwischen 50 und 60 Grad Celsius. Das berichten Wissenschaftler des Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung (HZI) in der Fachzeitschrift The ISME Journal (10.1038/ismej.2015.199).
Die Forscher um Manfred Höfle, Leiter der Arbeitsgruppe „Mikrobielle Diagnostik“ am HZI, untersuchten die Legionellenpopulation im Trinkwasser auf dem Weg von den natürlichen Reservoiren in Stauseen über Wasserspeicher und Leitungen bis hin zum Wasserhahn. Mittels molekularbiologischer Methoden stellten sie fest: Im heißen Leitungswasser kommen deutlich mehr Legionellen vor als im kalten.
„Es zeigte sich, dass die Legionellenzahlen bei 50 bis 60 Grad zunehmen und dass insbesondere von einem Wachstum von Legionella pneumophila in diesem Temperaturbereich auszugehen ist“, sagt Ingrid Brettar aus der Arbeitsgruppe. „Das ist ein überraschendes Ergebnis“, kommentiert René Lesnik, der Erstautor der Veröffentlichung. Bislang vorliegende Untersuchungen gingen von einem Legionellen-Wachstum bis zu 42 Grad aus, maximal bis 45 Grad.
Legionellen verursachen in Europa Schätzungen zufolge jedes Jahr etwa 100.000 Fälle von schweren Lungenentzündungen. Die sogenannte Legionellose, deren schwerste Form man auch als „Legionärskrankheit“ bezeichnet, tritt oft gehäuft in Form von Ausbrüchen auf, die viele Menschen erfassen. Wenn die Infektion nicht rechtzeitig erkannt wird, kann sie rasch zum Tod führen. Die Keime vermehren sich in erster Linie in Warm- und Heißwassersystemen und gelangen über Wassertröpfchen in die Lunge der Menschen. Duschen, Kühltürme und Klimaanlagen stellen wesentliche Infektionsquellen dar. Die deutsche Gesetzgebung sieht daher vor, dass alle relevanten Heißwassersysteme regelmäßig auf das Vorkommen von Legionellen hin untersucht werden.
Die Wissenschaftler fordern jetzt weitere Studien, um zu klären, welche Konsequenzen sich aus den neuen Ergebnissen für das Management von Heißwassersystemen, Klimaanlagen und Kühltürmen ergeben.
© hil/aerzteblatt.de

Wir wissen schon recht viel über Legionellen
Eine bessere Quelle ist in diesem Fall das RKI-Merkblatt, insbesondere die Abschnitte über Vorkommen und Infektionsweg:
http://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Merkblaetter/Ratgeber_Legionellose.html
Übrigens, wenn man auf pubmed die Schlagworte "legionella" und "amaoeba" eingibt, hat man 262 Treffer, also viel Stoff zum Lesen.
Was den Hinweis auf funktionierende rechtliche Regelungen betrifft, gerade wenn in medizinischen Einrichtungen, z.B. Krankenhäusern, Legionellen auftreten, dann ist das immer ein Politikum. Krankenhäuser werden in Bezug auf Legionellen besonders überwacht, und wenn die vorgeschriebenen gesetzlichen Regelungen ineffektiv wären, dann wäre dies schon längst aufgefallen.
In der Analytik haben wir einerseits die komfortable Situation, eine Infektion schnell mit dem Urinantigentest nachzuweisen. Auch die Keimzahl von Legionellen im Trinkwasser ist kein Problem.
Andererseits gibt es keine routinetauglichen Teste, was die Art und Anzahl an Protozoen im Trinkwasser betrifft. Und wir haben bisher keine sichere Möglichkeit "gefährliche" Stämme von "harmlosen" zu unterscheiden.

Wir wissen wenig über Legionellen und deren tatsächliche Infektionsgefahr !
@ Staphylococcus Rex "Die gesetzlichen Regeln funktionieren in der Praxis" -Woraus leiten Sie das ab? Wo sind die Zahlen und Fakten dazu? -Ich sehe keine.
P.S. In Wikipedia, Artikel "Legionellen", lese ich nichts von Amöben.

Das ist alles etwas komplexer
Die gesetzlichen Regeln funktionieren in der Praxis. Also scheint es offensichtlich zu reichen, die Amöben in der Wasserleitung abzutöten.

Das hat Folgen !

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