Politik
Google sieht Rolle der Pharmafirmen künftig auch als Dienstleister
Donnerstag, 12. November 2015
Berlin – „Die digitale Entwicklung im Gesundheitsbereich ist nicht mehr aufzuhalten. Und derjenige, der das Spiel verändern wird, ist der aufgeklärte Patient.“ Diese Meinung vertrat Joss Hertle von der Google Germany GmbH heute auf dem Unternehmertag des Bundesverbandes der Pharmazeutischen Industrie (BPI) in Berlin.
„Die Gesundheitsanfragen der Patienten wachsen mehr und mehr. Das ist eine Businessquelle, die wir gemeinsam haben“, sagte Hertle zu den anwesenden Vertretern der Pharmafirmen. Heute gebe es noch „eine riesige Menge von Anfragen, die nicht von der Industrie beantwortet werden“. Dabei würden die meisten der täglich 14 Millionen gesundheitsbezogenen Suchanfragen bei Google zu den Themen „Vitaminen und Nahrungsergänzungsmitteln“ gestellt, gefolgt von Anfragen zu den Themen Abnehmen, Schmerzen und psychische Gesundheit. „Diese Quelle versiegt nie“, betonte Hertle. „Im Gegenteil: Sie wird immer wichtiger.“
Entscheidend ist, „dass wir den Patienten dann relevante Informationen liefern, wenn sie danach suchen“, meinte er. Heute gebe es die Möglichkeit, im permanenten Dialog mit den Patienten zu stehen. Für die Zukunft sieht er die Arzneimittelindustrie daher nicht mehr als reinen Produzenten, sondern als Dienstleister.
„Im Parlament gibt es eine große Geschlossenheit beim Thema Gesundheitstelematik“
Katja Leikert (CDU), die sich im Gesundheitsausschuss des Bundestages um das Thema Telematik kümmert, betonte, dass die Gesundheitsdaten der Patienten künftig besser genutzt werden müssten. „Es werden eine Menge Daten gesammelt, die bei den Krankenkassen und den Kassenärztlichen Vereinigungen liegen“, sagte sie. „Der Datenschutz ist natürlich extrem wichtig. Aber es bringt niemandem etwas, wenn die Daten bei den Kassen sicher sind, aber keinen Nutzen stiften.“
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Deshalb müssten diese Daten besser von der Versorgungsforschung genutzt werden können. Zudem gebe es Überlegungen, sie mit der Vergütung von Arzneimitteln zu verknüpfen, indem nur noch für die Arzneimittel gezahlt werden soll, die auch wirklich wirken. „Das kann langfristig interessant sein. Dafür braucht man dann aber Zugang zu den Daten“, sagte Leikert. „Da sind wir noch am Anfang der Diskussion.“
Mehrwert der elektronischen Gesundheitskarte wird noch nicht genutzt
Sie kritisierte, dass es „bis heute noch keine Anwendungen bei der elektronischen Gesundheitskarte gibt, die dem Patienten nutzen“. Dabei sei es so augenfällig, wie viel Mehrwert die Gesundheitstelematik den Patienten bringe könne. Ziel der Politik sei es daher, auch eine elektronische Patientenakte als Anwendung der elektronischen Gesundheitskarte umzusetzen. Sie sieht es als Aufgabe des Staates an, die Telematikinfrastruktur bereitzustellen. Was dann darauf laufe, werde dem freien Markt überlassen. „Schnittstellenprobleme können wir uns hier allerdings nicht mehr leisten“, mahnte sie.
Abschließend betonte Leikert, dass es im Parlament eine große Geschlossenheit bei dem Thema Gesundheitstelematik gebe: „Es gibt kaum noch jemanden, der sagt, wir können das wegen des Datenschutzes nicht machen.“ © fos/aerzteblatt.de

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