Medizin
Nierensteinextraktion verhindert Harnwegsinfektionen nur unzuverlässig
Donnerstag, 26. November 2015
Cleveland – Die operative Sanierung asymptomatischer Nierensteine führt nur bei jedem zweiten Patienten zu Infektfreiheit. Dies postulieren Wissenschaftler des Glickman Instituts für Urologie und Nephrologie. Die Studie ist im Journal of Urology erschienen (2015: 194, 997-1001).
Für ihre retrospektive Studie identifizierten die Wissenschaftler um Manoj Monga 120 Patienten mit rezidivierenden Harnwegsinfekten, welchen nach operativer Entfernung asymptomatischer Nierensteine steinfrei waren. Zu diesen Patienten erfassten sie weitere Daten wie operative Methode, Infektätiologie, Steinzusammensetzung und systemische Infektraten.
Die Patienten wurden in zwei Gruppen unterteilt, welche sich dadurch unterschieden, ob nach Steinentfernung nochmals Harnwegsinfekte auftraten (Gruppe 2) oder nicht (Gruppe 1). 32 Prozent der Patienten hatte sich zuvor einer extrakorporalen Stoßwellenlithotripsie unterzogen, in sieben Prozent der Fälle wurden die Nierensteine durch transurethrale Ureterorenoskopie und in 62 Prozent der Fälle durch perkutane Nephrolitholapaxie entfernt.
Von den 120 Patienten konnten nur 58 (48 Prozent) Gruppe 1 zugeordnet werden, während 52 Prozent weiterhin unter rezidivierenden Harnwegsinfekten litten. Als Faktoren, die mit einem erhöhten Infektrisiko assoziiert waren, ließen sich Diabetes mellitus (Odds Ratio, OR 1,73), arterielle Hypertonie (OR 2,8) oder schwarze Hautfarbe (OR 13,7) identifizieren. Während Infektionen mit Escherichia coli sich häufig gut bekämpfen liessen (OR 0,34), persistierten Infektionen mit Enterokokken häufiger (OR 2,5).
Mongas Team folgert, dass Patienten vor der Sanierung asymptomatischer Nierensteine über die geringe Wahrscheinlichkeit von knapp 50 Prozent für Infektfreiheit aufgeklärt werden müssen. Dies gelte insbesondere, wenn sie Risikofaktoren für rezidivierende Infekte aufwiesen. © nt/aerzteblatt.de

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