Medizin
Bipolare Störung I: Studie findet potenzielle Biomarker
Mittwoch, 9. Dezember 2015
Rochester – Menschen mit bipolarer Störung I, die durch den Wechsel von manischen und depressiven Episoden gekennzeichnet ist, haben eine erhöhte Konzentration von sechs Proteinen im Blut, die Biomarker für die häufige Affektstörung sein könnten. Die in Transnational Psychiatry (2015; 5: e689) vorgestellten Ergebnisse müssen allerdings noch durch weitere Studien bestätigt werden.
Die Diagnose von psychiatrischen Erkrankungen beruht in der Regel auf der Beobachtung und der Befragung des Patienten durch den Arzt. Biologische Marker wurden bisher nicht entdeckt, obwohl in der Vergangenheit danach gesucht wurde. Die Entwicklung von Multiplex-Assays, mit denen gleichzeitig die Konzentration einer Vielzahl von Proteinen bestimmt werden kann, hat die Forschung in diesem Bereich erneut stimuliert.
Ein Team um Mark Frye von der Mayo Clinic in Rochester hat in einer Machbarkeitsstudie Blutproben von 46 Patienten mit bipolarer Störung I, 49 Patienten mit bipolarer Störung II (bei denen es nur zu milden manischen Episoden kommt) sowie von 52 Patienten mit unipolaren Depressionen (ohne manische Episoden) untersucht, und die Ergebnisse mit 141 Personen ohne affektive Störungen verglichen. Dabei wurde die Konzentration von insgesamt 73 Proteinen untersucht, wobei die Forscher den Schwerpunkt auf Zytokine und andere Proteine des Immunsystems gelegt haben.
Ergebnis: Die Konzentration von insgesamt sechs Proteinen war bei Patienten mit bipolarer Störung I höher als in den anderen Gruppen. Drei Proteine (GDF-15, RBP-4 und TTR) erzielten nach Einschätzung von Frye mit einem ROC-AUC von über 0,80 eine gute diagnostische Genauigkeit. Bei den Proteinen HPX und HPN wurde dieses Ziel knapp verfehlt. Für MMP-7 war der prädiktive Wert am niedrigsten.
Alle sechs Proteine werden Frye zufolge im Gehirn exprimiert und eine Beteiligung an der Pathogenese der bipolaren Störung ist vorstellbar. GDF-15 (growth differentiation factor 15) ist ein Wachstumsfaktor und Immunmodulator, der in einer früheren Studie mit kognitiven Störungen in Verbindung gebracht wurde. RBP-4 (retinol-binding protein 4) ist ein Transportprotein für Vitamin A, das im Gehirn für kognitive Leistungen, Lernen und Gedächtnis benötigt wird. TTR (Transthyretin) transportiert das Schilddrüsenhormon T4, dessen Bedeutung für die kognitive Entwicklung (Stichwort: Kretinismus) ebenfalls bekannt ist.
Im Prinzip könnten die sechs Proteine die Grundlage für einen Bluttest für die bipolare Störung I bilden. Zunächst müssten die Ergebnisse allerdings noch in einer weiteren Kohorte bestätigt werden. Sollte dies gelingen, dann könnten die Studien auch Anregungen für die Erforschung der Pathogenese liefern. Dabei dürfte die Rolle von Vitamin A und Schilddrüsenhormonen eine zentrale Rolle spielen, da sie auf neue Therapiemöglichkeiten hinweisen, die abschließend in klinischen Studien geprüft werden müssten. © rme/aerzteblatt.de

Andere panel können auch zwischen depressiv unipolaren und depressiv bipolaren Patienten unterscheiden
Andere biomarker panel gehen da weiter und erreichen sogar eine 10% höhere Vorhersagewahrscheinlichkeit bei der Unterscheidung von Kontrollen und bipolaren Patienten:
Towards a blood-based diagnostic panel for bipolar disorder.
http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/26441135
PMID: 26441135
Open access paper
2015 Oct 13

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