Vermischtes
Warum Computer am Abend den Schlaf beeinträchtigen können
Mittwoch, 16. Dezember 2015
Frankfurt – Wer abends vor dem Schlafengehen Smartphones, Tablets oder auch Laptops nutzt, läuft Gefahr, seine innere Uhr aus dem Takt zu bringen. Die Folgen können Schlaf- und Konzentrationsstörungen sein, aber auch depressive Verstimmungen und Veränderungen des Immunsystems. Das berichtet der Neurobiologe Horst-Werner Korf in der soeben erschienenen Ausgabe des Wissenschaftsmagazins der Goethe-Universität Forschung Frankfurt.
Während die bekannten Photorezeptoren der Netzhaut, die Stäbchen und Zapfen, die Orientierung im Raum ermöglichen, dienen die sogenannten circadianen Photorezeptoren der Orientierung in der Zeit. Diese Rezeptoren – erst von rund 20 Jahren entdeckt – enthalten den Sehfarbstoff Melanopsin. Sie liegen in der Tiefe der Netzhaut und vermitteln Informationen über die Umgebungshelligkeit an die Hauptuhr im Gehirn, die in den bilateral angeordneten suprachiasmatischen Kernen, kurz „SCN“, verortet ist.
„Im Zentrum steht ein Ensemble von Uhrengenen, die in sogenannten transkriptional-translationalen Rückkopplungsschleifen interagieren. Ihre Proteinprodukte sind hemmende oder aktivierende Transkriptionsfaktoren, die Gene an- oder abschalten“, erläutert Korf, Direktor des Dr. Senckenbergischen chronomedizinischen Instituts. Inzwischen konnten mehr als 3.000 Gene identifiziert werden, die unter Kontrolle dieses Uhrwerks stehen.
Die circadianen Photorezeptoren reagieren besonders sensibel auf das Licht im blauen Bereich des sichtbaren Spektrums. „Deshalb können Menschen, die spät am Abend vor Smartphone, Tablet oder Laptop sitzen, häufig schlecht schlafen“, erläutert der Neurobiologe. Besonders nachteilig sei der Gebrauch dieser Geräte am Abend bei Menschen, die unter dem Aufmerksamkeits-Defizit-/Hyperaktivitätssyndrom (ADHS) leiden.
Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass diese Patienten eine genetische Veranlagung zu einer leicht veränderten molekularen Uhr haben. „Wird diese dann noch zusätzlich durch Beleuchtungsmuster – wie das blaue Licht – desynchronisiert, führt dies über noch unbekannte Mechanismen zur Erkrankung,“ sagt Andreas Reif, Ärztlicher Direktor der Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie des Uniklinikums. © hil/aerzteblatt.de

Nachrichten zum Thema

Kommentare
Die Kommentarfunktion steht zur Zeit nicht zur Verfügung.