Medizin
Medikamentöse Therapie von Erwachsenen mit ADHS ist Gruppentherapie überlegen
Freitag, 18. Dezember 2015
Freiburg – Bei etwa zwei Prozent der Betroffenen bleibt eine in der Kindheit aufgetretene Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) bis ins Erwachsenenalter bestehen. Die medikamentöse Behandlung mit Methylphenidat ist bei diesen Erwachsenen einer psychologischen Gruppentherapie überlegen. Das berichten Wissenschaftler des Universitätsklinikums Freiburg jetzt im Fachjournal JAMA Psychiatry (DOI: 10.1001/jamapsychiatry.2015.2146).
An der Studie beteiligten sich sieben deutsche Universitätskliniken unter der Leitung von Alexandra Philipsen, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Universitätsklinikums Freiburg, seit 2014 Lehrstuhlinhaberin an der Universität Oldenburg. Die Frage der Wissenschaftler lautete: Ist eine medikamentöse Therapie mit Methylphenidat erforderlich oder ist eine passgenau auf die Störung ausgerichtete Gruppenpsychotherapie beziehungsweise eine Kombination beider erfolgversprechender?
zum Thema
- Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Universitätsklinikums Freiburg
- Abstract in JAMA Psychiatry
aerzteblatt.de
Sie untersuchten bei 419 erwachsenen ADHS-Patienten, ob eine zwölfmonatige spezifische Gruppenpsychotherapie mit insgesamt 22 Sitzungen bessere Ergebnisse erbringt, wenn sie mit einer Methylphenidat-Medikation kombiniert wird. Zum Wirksamkeitsvergleich der Gruppenpsychotherapie diente die Behandlung mit 22 unterstützenden Einzelgesprächen, die nicht spezifisch auf die ADHS-Krankheit gerichtet waren.
„Es zeigte sich, dass eine Methylphenidat-Medikation einer ADHS-Gruppentherapie überlegen war. Entgegen der Hypothese wurde die Wirkung der Medikation auch nicht durch eine zusätzliche Gruppenpsychotherapie verbessert“, sagte Philipsen. „Diese große Studie zeigt, dass die hier angewandten psychologischen Behandlungen nicht ausreichend erfolgreich sind, um eine Medikation zu ersetzen“, zog der ärztliche Direktor der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Universitätsklinikums Freiburg, Mathias Berger, ein Fazit. © hil/aerzteblatt.de

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