Ärzteschaft
Nuklearmediziner warnen vor Jodmangel in der Schwangerschaft
Montag, 21. Dezember 2015
Berlin – Der Berufsverband Deutscher Nuklearmediziner (BDN) rät Frauen, schon bei der Planung der Schwangerschaft auf eine ausreichende Jodzufuhr zu achten und im Zweifelsfall die Schilddrüsenfunktion beim Arzt untersuchen zu lassen. „Jede Schwangerschaft ist ein Stresstest für die Schilddrüse“, sagte der BDN-Experte Matthias Schmidt von der Uniklinik Köln.
Frauen nehmen in Deutschland im Durchschnitt nur etwa 125 Mikrogramm Jod pro Tag auf. Während der Schwangerschaft benötigen sie jedoch etwa 250 Mikrogramm pro Tag, also ungefähr die doppelte Menge. Der Bedarf steigt, weil die Mutter in den ersten Wochen die Hormone für das Kind mitproduzieren muss. Später ist auch die Schilddrüse des Kindes auf die Jodzufuhr durch die Mutter angewiesen. „Mit einer Tablette täglich mit 150 Mikrogramm Jod ist man gut versorgt“, sagte Schmidt. Doch die Erfahrungen zeigten, dass viele Schwangere die Jodprophylaxe nicht konsequent betrieben. Für die Kinder könne dies lebenslange Folgen haben.
„Ein extremer Jodmangel hatte früher in ausgeprägten Mangelgebieten die Geburt von geistig behinderten Kindern zur Folge“, erläuterte der Experte. Diesen Kretinismus gebe es heute praktisch nicht mehr. Die Kinder von Schwangeren mit Jodmangel seien bei der Geburt und in den ersten Jahren heute in der Regel unauffällig.
Studien zeigten jedoch, dass Kinder mit schlechter Jodversorgung in der Schwangerschaft im Grundschulalter häufiger Lernstörungen haben. „Lesegenauigkeit und Leseverständnis waren vermindert, wenn die Mütter während der Schwangerschaft nicht genügend mit Jod versorgt waren“, erläuterte Schmidt. Auch im sogenannten verbalen Intelligenzquotienten lagen sie häufig mehrere Punkte zurück.
Eine Unterversorgung mit Jod verursacht zunächst keine Beschwerden. Erst bei einem ausgeprägten Hormonmangel kommt es vermehrt zu Müdigkeit, Appetitlosigkeit oder einer Gewichtszunahme. Der BDN rät deshalb Frauen im Zweifelsfall zu einem Bluttest beim Hausarzt, Gynäkologen oder Endokrinologen. Bestimmt wird das Steuerhormon TSH im Blut. © hil/aerzteblatt.de

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