Ausland
Assistenzärzte in England kündigen Streiks an
Dienstag, 5. Januar 2016
Köln – Assistenzärztinnen und -ärzte in England haben angekündigt, dass sie an drei Tagen im Januar und Februar streiken werden. Sie wollen am 12. Januar für 24 Stunden und am 26. Januar 48 Stunden lang nur einen Notdienst aufrechterhalten. Am 10. Februar wollen die Junior Doctors vollständig die Arbeit niederlegen, wie die British Medical Association (BMA) gestern mitteilte. Es ist der erste Streik der Assistenzärzte in 40 Jahren.
Hintergrund sind gescheiterte Verhandlungen zwischen der Ärztegewerkschaft, dem National Health Service (NHS) und dem Gesundheitsministerium über einen neuen Vertrag für die 45.000 Assistenzärzte in England, die im vergangenen September begannen. Erste Gespräche hatte es bereits 2012 gegeben.
Wie die britische Tageszeitung The Guardian berichtet, plant das Gesundheitsministerium unter anderem, die Gehälter der Assistenzärzte zu beschneiden. So sollen weniger Zuschläge für die Arbeit nachts und am Wochenende gezahlt werden. Außerdem soll die automatische jährliche Gehaltssteigerung entfallen. Uneinigkeit besteht auch darüber, wie Krankenhäuser sanktioniert werden, die ihre Assistenzärzte zwingen, „gefährlich lange“ zu arbeiten. Nach Angaben der Ärztegewerkschaft hatten sich im November 98 Prozent der Junior Doctors für einen Streik ausgesprochen, wenn NHS und Ministerium nicht auf ihre Forderungen eingehen.
Ministerium droht mit „Zwangsvertrag“
Für heftige Kritik der Ärztegewerkschaft sorgte die Drohung des Gesundheitsministeriums, im Fall eines Scheiterns der Verhandlungen einen neuen Vertrag für die Assistenzärzte im August 2016 einfach in Kraft zu setzen. Der Verzicht auf diese Maßnahme ist für die BMA eine Voraussetzung für die Wiederaufnahme von Verhandlungen.
Der britische Gesundheitsminister Jeremy Hunt zeigte sich enttäuscht über die Streikankündigung. „Wir hatten in den Verhandlungen gute Fortschritte erzielt“, erklärte er gegenüber dem Guardian. Über 15 von 16 Punkten habe man eine Einigung erzielt, Ausnahme sei die Bezahlung am Wochenende.
Der Vorsitzende des Junior Doctors Committee der BMA, Johann Malawana, erklärte in einem Brief an die Arbeitgeberseite, die Ärzte hätten sich keinen Streik gewünscht. „Wir haben immer betont, dass wir eine Verhandlungslösung vorziehen, um einen Vertrag zu erreichen, der sicher ist für die Patienten, gerecht für die Assistenzärzte und tragbar für den NHS.“ © HK/aerzteblatt.de

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