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Medizin

Fluconazol erhöht Abortrate

Mittwoch, 6. Januar 2016

Kopenhagen – Die Verordnung von oralen Fluconazol-Präparaten an Schwangere war in Dänemark mit einer erhöhten Rate von Spontanaborten assoziiert, während die Zahl der Totgeburten nicht signifikant erhöht war. Die Ergebnisse der bevölkerungsbasierten Kohortenstudie im US-amerikanischen Ärzteblatt (JAMA 2016; 315: 58-67) bestätigen bekannte Bedenken hinsichtlich der Sicherheit des Azol-Antimykotikums in der Schwangerschaft.

Etwa jede zehnte Frau erkrankt im Verlauf der Schwangerschaft an einer vulvovaginalen Candida-Infektion. Die Leitlinien raten in der Regel zu einer lokalen Behandlung mit Antimykotika. Eine orale Therapie mit Triazolen wie Fluconazol gilt jedoch als eine Option. Die Fachinformationen weisen allerdings auf die Reproduktionstoxizität des Wirkstoffs hin und raten dazu, eine orale Therapie „nur bei eindeutiger Notwendigkeit in Standarddosen und als Kurzzeittherapie“ anzuwenden.

Ditte Molgaard-Nielsen vom Statens Serum Institut in Kopenhagen hat durch den Abgleich verschiedener Patientenregister des Landes über einen Zeitraum von 17 Jahren 3.315 Frauen identifiziert, denen zwischen der 7. und 22. Gestationswoche orale Fluconazol-Präparate verordnet worden waren. Bei 147 kam es zu einem Spontanabort. Dieses Ereignis war zu 49 Prozent häufiger als in einer Vergleichsgruppe von 13.246 Schwangeren, denen kein orales Fluconazol verordnet worden war.

Eine genauere Analyse, die den Frauen mit Verordnung von oralem Fluconazol jeweils vier Frauen mit möglichst gleichen Eigenschaften, aber ohne Verordnung von oralem Fluconazol gegenüberstellte, änderte wenig an der Assoziation. Molgaard-Nielsen gibt die Hazard Ratio mit 1,48 an. Sie war bei einem 95-Prozent-Konfidenzintervall von 1,23 bis 1,77 signifikant. Dies spricht dafür, dass die oralen Fluconazol-Präparate tatsächlich in der Lage sind, einen Spontanabort auszulösen.

Die Studie widerspricht damit zwei früheren Studien, in denen kein Zusammenhang gefunden wurde. Beide Studien hatten jedoch zusammen nur Daten zu 1.512 expo­nierten Frauen untersucht. In der dänischen Studie waren es mit 3.315 Frauen mehr als doppelt so viele. Dennoch kann die dänische Studie die schädliche Wirkung nicht zweifelsfrei belegen. Es bleibt beispielsweise möglich, dass die schwere Candida-Infektion, deretwegen das Medikament oral verordnet wurde, für das vorzeitige Ende der Schwangerschaft verantwortlich ist. Intrauterine Candida-Infektionen sind jedoch extrem selten, so dass Molgaard-Nielsen diesen Einwand nicht gelten lässt.

Die Studie hat auch untersucht, ob orale Fluconazol-Präparate das Risiko auf eine Totgeburt erhöhen. Dies war der Fall, doch die Hazard Ratio von 1,32 war mit einem 95-Prozent-Konfidenzintervall von 0,82 bis 2,14 nicht einmal ansatzweise signifikant, so dass sich hier kein Zusammenhang belegen lässt. Allerdings war die Zahl der Totge­burten mit 21 auf 5.382 Frauen, die Fluconazol zwischen der 7. Gestationswoche und der Geburt eingenommen hatten, sehr gering und damit die Chance auf ein statistisch eindeutiges Ergebnis niedrig.

Für Molgaard-Nielsen bestätigen die Ergebnisse die Vorbehalte gegenüber dem Einsatz von oralem Fluocnazol in der Schwangerschaft. Sie rät dazu, vulvovaginale Candida-Infektionen nach Möglichkeit lokal zu behandeln. Die Anwendung von lokalen Azol-Päparaten wie Fluconazol war in der Studie nicht mit einer erhöhten Rate von Spon­tanaborten oder Totgeburten assoziiert. © rme/aerzteblatt.de

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