Medizin
Spontanmutation löst Fanconi-Anämie aus
Donnerstag, 7. Januar 2016
Luxemburg – Eine bisher unbekannte Ursache der Fanconi-Anämie hat ein internationales Team von Wissenschaftlern aus Europa und den USA identifiziert. Dabei handelt es sich um eine Spontan-Mutation in einem als RAD51 bezeichneten Gen, das für die DNA-Reparatur zuständig ist.
Die Wissenschaftler des Institute of Systems Biology in Seattle (USA), des Free University Medical Center in Amsterdam und des Luxembourg Centre for Systems Biomedicine (LCSB) haben ihre Ergebnisse in der Zeitschrift Nature Communications veröffentlicht (doi: 10.1038/ncomms9829).
Die Fanconi-Anämie (FA) ist eine seltene Erkrankung, die bei einem von ungefähr 350.000 Neugeborenen auftritt. Die Betroffenen haben eine erhöhte Anfälligkeit für ein Versagen des Knochenmarks, Leukämie und verschiedene Tumorarten. Ihre Lebenserwartung ist deutlich reduziert.
Das Team gewann seine Erkenntnisse bei der Untersuchung eines Kindes mit Fanconi-Anämie, das gesunde Eltern und eine gesunde Schwester hat. „Die Mutation bei dem Patienten war für uns eine Überraschung“, erläutert Patrick May vom LCSB. Sie trat nämlich in nur einer der zwei Ausfertigungen des Gens auf, die jeder Mensch in seinen Zellen trägt. Zugleich war keines der RAD51-Gene bei den Eltern von der Mutation betroffen.
Die Schlussfolgerung der Forscher: Der untersuchte Patient ist Träger einer nicht vererbten, sondern einer neu entstandenen Mutation – einer Spontanmutation – im RAD51-Gen. Bis zu diesem Fall war der Stand der Forschung, dass Mutationen, die zur Fanconi-Anämie führen, einem rezessiven Vererbungsgang folgen und deshalb von jedem Elternteil mutierte RAD51-Gene weitergegeben werden müssen.
Das Ergebnis hat laut den Forschern Konsequenzen für die genetische Beratung von Familien mit erhöhtem Risiko für eine Fanconi-Anämie: Bisher werden Menschen, die Eltern werden wollen und die Verwandte mit Fanconi-Anämie haben, nur daraufhin untersucht, ob eines der Gene, die mit der Erkrankung in Verbindung gebracht werden, eine Mutation zeigt.
Das Risiko, ein krankes Baby zu bekommen, muss für diese Personengruppe nun neu berechnet werden. „Darüber hinaus gibt uns das Verständnis der Mutation auch Einblicke, wie das Genprodukt von RAD51 die DNA schützt und wie Störungen bei der DNA-Reparatur zu Leukämie und Tumoren führen können“, so May. © hil/aerzteblatt.de

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