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Medizin

Leistenbruch: Operation mit Moskitonetz erfolgreich

Sonntag, 17. Januar 2016

dpa

Stockholm – Aus Geldmangel greifen viele Chirurgen in Afrika bei Leistenbruch-Operationen auf sterilisierte Moskito-Netze zurück. Die Ergebnisse waren in einer randomisierten klinischen Studie im New England Journal of Medicine (2016; 374: 146-153) nicht schlechter als unter der Verwendung der in westlichen Ländern üblichen Netzimplantate.

Die Reparatur von Leistenbrüchen erfolgt durch Einlage eines Kunststoffnetzes, das Rezidive verhindern soll. Vor dem Hintergrund des hiesigen Gesundheitswesens sind die Kosten für die Netzimplantate, die bei etwas über 100 Euro liegen, nebensächlich. In vielen Ländern Afrikas ist dies anders. In Uganda stehen pro Kopf der Bevölkerung im Jahr nur 59 US-Dollar für die Gesundheitsversorgung zur Verfügung. Die meisten Patienten können sich die Operation mit einem chirurgischen Netzimplantat nicht leisten. Die Chirurgen sind deshalb dazu übergegangen, kostengünstigere Netze zu verwen­den.

Als Alternative bieten sich vor allem Moskitonetze an, die zur Prävention der Malaria kostengünstig erhältlich sind. Ein Netz des Anbieters Amsah Plastics aus Indien besteht aus einem ähnlichen Kunststoff (Polyethylen statt Polyprophylen) wie das chirurgische Netzimplantat Parietene Light des Medizinprodukteherstellers Covidien, und es hat eine ähnliche Porengröße (1,5 versus 1,9 Millimeter). Auch das Gewicht ist mit 38,0 versus 53,7 Gramm ähnlich. Die Op-Schwestern reinigen dass Moskitonetz zunächst in Wasser mit einem milden Detergens, schneiden es dann in die passende Größe, bevor es für 20 Minuten bei 121° sterilisiert wird.

Forscher des Karolinska Instituts haben beide Netzimplantate jetzt in einer rando­misierten klinischen Studie miteinander verglichen. An einer ländlichen Klinik im Osten Ugandas wurden 302 Patienten mit reponiblen Hernien, die allerdings bereits bei jedem dritten Patienten bis in den Hodensack vorgetreten waren, von zwei ugandischen oder zwei schwedischen Chirurgen mit der Methode nach Lichtenstein operiert.

Dabei wurde nach dem Zufallsprinzip entweder das chirurgische Netzimplantat oder das zugeschnittene und sterilisierte Moskitonetz verwendet. Die primären Endpunkte waren die Rezidivquote nach einem Jahr und postoperative Komplikationen.

Wie Jenny Löfgren von der Universität Umeå und Mitarbeiter berichten, konnten 95,6 Prozent nach einem Jahr nachuntersucht werden. Nur bei einem Patienten war es zu einem Rezidiv gekommen. Der Patient hatte das selbst präparierte Moskitonetz erhalten. Löfgren ermittelt eine absolute Risikodifferenz von 0,7 Prozentpunkten, die bei einem 95-Prozent-Konfidenzintervall von minus 1,2 bis 2,6 Prozentpunkten nicht signifikant war.

Postoperative Komplikationen traten bei 44 Patienten (30,8 Prozent) nach Implantation des „Low-Cost“-Netzes und bei 44 Patienten (29,7 Prozent) nach Implantation des kommerziellen Netzimplantates auf. Die absolute Risikodifferenz betrug hier 1,0 Prozentpunkte und war bei einem 95-Prozent-Konfidenzintervall von minus 9,5 bis 11,6 Prozentpunkten ebenfalls nicht signifikant.

Für Löfgren gibt es deshalb keinen Grund, das „Low-Cost“-Netz nicht zu verwenden. Die im Vergleich zu hiesigen Verhältnissen hohe Komplikationsrate führt der Forscher auf den hohen Anteil von Skrotalhernien zurück. © rme/aerzteblatt.de

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