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Medizin

USA: Ärzte sterben anders

Donnerstag, 21. Januar 2016

Boston/New York – Ärzte erhalten am Lebensende seltener als andere Patienten eine aggressive Therapie und sie sterben häufiger in den eigenen vier Wänden. Dies zeigen zwei US-Studien im Amerikanischen Ärzteblatt JAMA (2016; 315: 301-303 und 303-305).

In der ersten Studie haben Joel Weissman vom Brigham and Women's Hospital in Boston und Mitarbeiter die Medicare-Daten aus vier US-Staaten ausgewertet. Die staatliche Gesundheitsversorgung für Senioren wird selbstverständlich auch von Ärzten in Anspruch genommen. Weissman verglich diese Berufsgruppe zum einen mit der Allgemeinbevölkerung (ausgenommen andere Gesundheitsberufe und Anwälte) und zweitens mit Anwälten, die von ihrem Bildungsniveau her und im Einkommen mit den Medizinern vergleichbar sind.

Aus den Medicare-Daten ermittelte Weissman die Häufigkeit von fünf Maßnahmen, die für eine Krankenversorgung am Lebensende kennzeichnend sind. Dies waren die Zahl der Operationen, die Betreuung in Hospizen, die Behandlungen auf Intensivstationen, ein Tod im Krankenhaus sowie die Gesundheitsausgaben insgesamt.

Alle Angaben bezogen sich auf die letzten sechs Lebensmonate. In drei der fünf Punkte unterschieden sich die Ärzte von der Allgemeinbevölkerung: Sie starben seltener in der Klinik (27,9 versus 32 Prozent), sie wurden weniger häufig operiert (25,1 versus 27,4 Prozent) und auch seltener auf Intensivstationen aufgenommen (25,8 versus 27,6 Prozent). Im Vergleich zu den Juristen gab es nur in einem Punkt einen signifikanten Unterschied: Die Ärzte starben seltener im Krankenhaus (27,9 versus 32,7 Prozent).

Für Weissman deuten die Ergebnisse auf zwei wichtige Punkte hin: Ärzte seien sich wohl im Angesicht des Todes der Nutzlosigkeit weiterer Therapien bewusst und würden deshalb Operationen und Intensivtherapien vermeiden. Dass Ärzte und Juristen sich in vier der fünf Punkte nicht unterschieden, ist für Weissman ein Hinweis darauf, dass ein höheres Einkommen eine gewisse Schutzwirkung gegenüber einer Überversorgung am Lebensende hat.

Dies trifft allerdings nicht genau zu: Bei den Juristen waren die Zahl der Operationen und die Gesamtausgaben von Medicare von allen drei Gruppen am höchsten. Dies könnte darauf hinweisen, dass gegenüber den Juristen eine Defensivmedizin betrieben wird, die am Ende des Lebens nicht unbedingt die Lebensqualität verbessert. 

In der zweiten Studie hat Saul Lecker von der New York University School of Medicine die Daten der National Longitudinal Mortality Study (NLMS) ausgewertet, in der das Bureau of the Census (eine Abteilung des Handelsministeriums) Daten zu den Todes­ursachen sammelt. Die Daten enthalten auch Angaben zum Ort beim Todeseintritt. Lecker kommt wie Weissman zu dem Ergebnis, dass Ärzte seltener als die Allgemein­bevölkerung im Krankenhaus sterben (38,3 versus 40,4 Prozent). Dies traf aber auch auf andere Gesundheitsberufe (37,4 Prozent) sowie auf andere Personen mit einem hohen Ausbildungsstand (37,1 Prozent) zu. © rme/aerzteblatt.de

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