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Medizin

Mittelalterliche Pest starb erst im 18. Jahrhundert aus

Dienstag, 26. Januar 2016

Yersinia pestis pa

Hamilton – Der Schwarze Tod, der im Mittelalter ganze Landstriche entvölkerte, verursachte im 18. Jahrhundert noch einmal eine Epidemie in der französischen Hafenstadt Marseille. Dies belegen die Untersuchungen von Genspuren, die in den Zähnen von Opfern gefunden wurden. In eLife (2016; doi: 10.7554/eLife.12994) fragen sich die Forscher, wo die Erreger solange überlebt haben könnten.

Den Pesterreger Y. pestis gibt es noch heute. Die dritte Pandemie brach Mitte des 19. Jahrhunderts in Zentralasien aus und forderte während der nächsten 50 Jahre weltweit rund 12 Millionen Menschenleben. Erst in dieser Epidemie konnte 1894 der französische Arzt Alexandre Yersin den Erreger identifizieren, der heute nach ihm benannt ist. Heute ist das gesamte Genom bekannt und die Forscher gehen davon aus, dass der Erreger des Schwarzen Todes sich von den heute kursierenden Bakterien unterscheidet. Die letzte Pest-Epidemie des mittelalterlichen Erregers wütete 1720 bis 1722 in Marseille.

Im Jahr 1994 wurde ein Massengrab aus der damaligen Zeit ausgehobenen und die Reste von 261 Opfern geborgen. Ein Team um Hendrik Poinar von der McMaster Universität in Hamilton/Ontario konnte aus den Zähnen einiger Individuen winzige DNA-Fragmente des Krankheitserregers gewinnen, die sich über mehrere Jahrhunderte erhalten hatten. Der Vergleich mit anderen Genomen zeigte, dass es sich tatsächlich um eine mittelalterliche Version von Y. pestis handelte. Mit dem Erreger der heutigen Pest, die zuletzt 2014/5 in Madagaskar ausbrach, ist er nicht verwandt.

Für Kirsten Bos vom Max-Planck Institut für Menschheitsgeschichte in Jena stellt sich jetzt die Frage, wo sich der Erreger zwischen den Epidemien versteckte. Die großen Pest-Epidemien des Mittelalters lagen Jahrhunderte zurück und auch zwischen den sporadischen Epidemien der frühen Neuzeit gab es immer wieder Intervalle, in denen nirgends Pesterkrankungen auftraten.

Die Lage von Marseille, das als bedeutender Handelsort weitreichende Verbindungen hatte, dürfte die Suche erschweren. Es könnte sein, dass der Erreger von anderen Orten „importiert“ wurde. Es könnte aber auch sein, dass sich die Pesterreger in Marseille oder Umgebung verbargen. Dass sie dort heute noch zu finden sind, dürfte allerdings sehr unwahrscheinlich sein. © rme/aerzteblatt.de

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