Politik
Nobelpreisträger Harald zur Hausen bedauert niedrige HPV-Durchimpfungsrate
Dienstag, 2. Februar 2016
Heidelberg – Die Impfung gegen krebserregende humane Papillomviren (HPV) intensiver zu nutzen, fordert der Nobelpreisträger Harald zur Hausen. Mit seinen Forschungen hatte zur Hausen den Zusammenhang von Viren und Gebärmutterhalskrebs nachgewiesen und die Grundlage zur Entwicklung des HPV-Impfstoffs gelegt.
Dafür wurde er 2008 mit dem Medizin-Nobelpreis ausgezeichnet. Der langjährige Vorstandsvorsitzende des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) appelliert an alle Deutschen, diese vielversprechende Möglichkeit der Krebsprävention intensiver zu nutzen. Laut dem Robert Koch-Institut haben im Augenblick nur 29 Prozent der 15-jährigen Mädchen den vollen Impfschutz.
„Die Hauptursache dafür ist sicherlich, dass Ärzte, medizinisches Personal und Gesundheitspolitiker, aber auch die Kinder und ihre Lehrer und Eltern, nicht genügend über die sehr hohe Wirksamkeit und Sicherheit der HPV-Impfung informiert sind“, erläutert zur Hausen in einer Publikation des DKFZ.
Die Geimpften hätten einen nahezu hundertprozentigen Schutz vor Infektionen mit HPV 16 und 18, den häufigsten Krebserregern unter den Papillomviren. „Auf der anderen Seite ist die Impfung sehr sicher: Es ist nur eine Nebenwirkung auf etwa eine Million Impfdosen dokumentiert. Und dabei handelt es sich meist nicht um bedrohliche Symptome“, betonte er.
Dem Wissenschaftler zufoleg ist die Latenzzeit zwischen einer HPV-Infektion und der Entwicklung von Gebärmutterhalskrebs zwar zu lang, um bereits jetzt einen Rückgang der Krebserkrankungen aufgrund der Impfung epidemiologisch zu belegen, „aber der signifikante Rückgang von Krebsvorstufen, aus denen mit einer hohen Wahrscheinlichkeit Krebs entsteht, spricht eine deutliche Sprache“, so zur Hausen.
Um die Impfquote zu erhöhen, seien Impfprogramme in Schulen sinnvoll. „Das machen uns beispielsweise die Briten und Australier vor, dort erreichen die Impfraten über 80 Prozent“, sagte er. Außerdem plädiert der Nobelpreisträger dafür, auch Jungen zu impfen. „Das ist eine geradezu zwingende Forderung, denn in nahezu allen Kulturen haben die jungen Männer mehr Sexualpartner als Frauen der gleichen Altersgruppe und sind damit die wichtigsten Verbreiter der Infektion“, so seine Argumentation.
© hil/aerzteblatt.de

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