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Politik

Gesundheits­versorgung von Flüchtlingen kaum mehr gewährleistet

Donnerstag, 4. Februar 2016

Stuttgart – Die Gesundheitsversorgung von Flüchtlingen in Deutschland erfüllt nach Ansicht von Fachleuten kaum die gesetzlichen Mindeststandards. Eine Experten­kommission zur Neuausrichtung der Flüchtlingspolitik unter Vorsitz von CDU-Vize Armin Laschet empfiehlt daher als ersten wichtigen Schritt eine verbindliche Gesundheitskarte für alle Flüchtlinge. Zudem müsse es mehr medizinisches Personal in den Erstunterkünften geben.

Bisher bekommen Flüchtlingen nur in Bremen, Hamburg, Berlin und Nordrhein-Westfalen eine Gesundheitskarte. Dagegen muss vielerorts bisher für jede einzelne Behandlung ein Krankenschein bei den Gesundheits- und Sozialämtern beantragt und durch den behandelnden Arzt abgerechnet werden. Im Vergleich dazu könne die Gesundheitskarte Bürokratie abbauen und Kosten vermeiden, wie Erfahrungen zeigten, erklärte die bei der Robert Bosch Stiftung angesiedelte Expertenkommission am Donnerstag in Stuttgart.

Bundeseinheitliche Grundversorgung notwendig
„Wir können und müssen den Zugang zu medizinischen Behandlungen für Flüchtlinge auf einem guten Niveau vereinheitlichen und vereinfachen: Das entspricht einem menschenwürdigen Umgang mit Flüchtlingen und ist langfristig auch günstiger für die Gesellschaft“, erklärte Laschet.  Darüber hinaus rät die Kommission zu einer bundes­einheitlichen Grundversorgung. Entgegen häufig geäußerter Bedenken sei eine Grundversorgung auf gutem Niveau mit weniger Kosten verbunden als die gegenwärtige Praxis.

Bislang haben Asylbewerber und Flüchtlinge in den ersten 15 Monaten keinen Anspruch auf volle medizinische Leistungen, sondern nur auf eine Notversorgung. Das führt den Experten zufolge unter anderem dazu, dass präventive Impfungen wie gegen Tuberkulose oft erst nach Monaten vorgenommen würden. Gerade in den stark belegten Gemeinschaftsunterkünften steige so die Ansteckungsgefahr.

Zu wenig Ärzte und Sozialarbeiter
Um eine gute gesundheitliche Versorgung von Flüchtlingen bereits in Erstunterkünften zu sichern, müsse dort zudem die Zahl der Sozialarbeiter und Ärzte aufgestockt werden, forderten die Experten. Dafür könne auch auf Ärzte im Ruhestand oder auf Medizinstudenten im praktischen Jahr zurückgegriffen werden. Vor allem traumatisierte Flüchtlinge seien derzeit unterversorgt.

Die Expertenkommission war im März 2015 berufen worden und hat bislang schon Berichte zu den Themen Sprache, Bildung und Wohnen veröffentlicht. Ihren Abschlussbericht will die Kommission im Frühjahr vorlegen. Dem Expertengremium gehören unter anderem Heinrich Alt, Ex-Vorstand der Bundesagentur für Arbeit (BA), Günter Burkhardt, Geschäftsführer der Menschenrechtsorganisation Pro Asyl und Michael Griesbeck, Vizepräsident des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (Bamf) an. © afp/aerzteblatt.de

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