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Medizin

Pränatale Steroide verhindern respiratorische Komplikationen auch bei späten Frühgeburten

Freitag, 5. Februar 2016

dpa

New York – Die pränatale Gabe von Steroiden, die bisher nur bis zum Beginn der 34. Gestationswoche üblich ist, kann laut den Ergebnissen einer randomisierten klinischen Studie im New England Journal of Medicine (2016; doi: 10.1056/NEJMoa1516783) auch in der 34. bis Ende der 36. Woche die Häufigkeit von respiratorischen Komplikationen senken.

Die pränatale Gabe von Betamethason oder Dexamethason ist bei drohender Früh­geburt seit den frühen 1990er Jahren Standard in der Geburtshilfe. Studien hatten gezeigt, dass die Kortikosteroide die Lungenreifung des Kindes fördern und die Inzidenz des Atemnotsyndroms senken. Da die Mortalität der Kinder nach dem Beginn der 34. Schwangerschaftswoche sehr gering ist, wurde bei späten Frühgeburten auf eine Behandlung verzichtet.

Dabei wurde jedoch übersehen, dass die späten Frühgeburten häufig wegen respira­torischer Komplikationen auf neonatalen Intensivstationen behandelt werden müssen, was mit erheblichen Kosten verbunden ist. Die Injektion von Betamethason oder Dexamethason könnte deshalb schon aus wirtschaftlichen Gründen sinnvoll sein, zumal derzeit 8 Prozent aller Geburten in die 34. bis 36. Woche fallen. Es war jedoch bislang unklar, ob eine pränatale Steroidbehandlung effektiv und sicher ist.

Das US-National Institute of Child Health and Human Development ließ deshalb an 17 Zentren eine klinische Studie durchführen. An ihr nahmen 2.827 Schwangere teil, bei denen sich in der 34. bis 36. Woche eine nahende Geburt abzeichnete, weil sich der Muttermund auf mehr als 3 Zentimeter erweitert hatte oder die Fruchtblase geplatzt war. Die Frauen erhielten im Abstand von 24 Stunden zwei Injektionen, die entweder 12 mg Betamethason oder ein Placebo enthielten. Primärer Endpunkt war das Auftreten von Tod oder neonatalen Komplikationen in den ersten 72 Stunden nach der Geburt. Als Komplikation zählte die Notwendigkeit einer CPAP- oder Nasensondenbeatmung, eine hochdosierte Sauerstoffgabe oder eine mechanische Ventilation.

In der Betamethason-Gruppe erreichten 165 von 1.427 Neugeborenen (11,6 Prozent) den Endpunkt gegenüber 202 von 1.400 Neugeborenen (14,4 Prozent) im Placebo-Arm. Cynthia Gyamfi-Bannerman vom Columbia University Medical Center in New York und Mitarbeiter errechnen ein relatives Risiko von 0,80, das mit einem 95-Prozent-Konfidenzintervall von 0,66 bis 0,97 statistisch signifikant ausfiel.

Mithin kann die Steroidgabe auch bei späten Frühgeburten das Komplikationsrisiko um 20 Prozent senken. Die Therapie war allerdings mit einer erhöhten Rate von neonatalen Hypoglykämien verbunden. Sie wurden in der Betamethason-Gruppe bei 24,0 Prozent der Neugeborenen und unter Placebo bei 15,0 Prozent diagnostiziert. Das relative Risiko betrug 1,60 und war mit einem 95-Prozent-Konfidenzintervall von 1,37 bis 1,87 statistisch signifikant.

Die Hypoglykämie hatte laut Gyamfi-Bannerman keine ernsthaften Folgen und die Kinder mit dieser Komplikation konnten sogar zwei Tage früher als andere aus der Klinik entlassen werden. Da bei den Müttern keine schwerwiegenden Folgen der Steroid-Gabe beobachtet wurden, dürfte es keine Einwände gegen eine Ausweitung der pränatalen Steroidtherapie bis zum Ende der 36. Gestationswoche geben, finden die Autoren. © rme/aerzteblatt.de

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