Politik
Maas will Einschränkungen bei Verwendung von Gesundheitsdaten prüfen
Dienstag, 9. Februar 2016
Berlin – Fitnessarmbänder, Smartwatches und Gesundheits-Apps werden immer beliebter: Deshalb will Justizminister Heiko Maas (SPD) prüfen lassen, die Verwendung bestimmter Gesundheitsdaten auf Grundlage des neuen EU-Datenschutzrechts einzuschränken. „Sensible Gesundheitsdaten bedürfen eines besonderen Schutzes“, erklärte Maas am Dienstag auf einer Konferenz zum Thema Gesundheits-Apps.
Der Chef der Techniker Krankenkasse (TK), Jens Baas, hatte in der Süddeutschen Zeitung vorgeschlagen, dass Daten von sogenannten Fitness-Trackern künftig in der geplanten elektronischen Patientenakte gesammelt und von den Kassen verwaltet werden könnten. Dies ermögliche Ärzten und Kassen zum Beispiel, Patienten über das Risiko einer Erkrankung zu informieren. Zugleich müsse der Patient „Herr über seine Akte“ bleiben, betonte Baas.
Maas warnt vor Zwang zur Datenweitergabe
Maas warnte die Kassen hingegen vor zu großem Datenhunger. Es dürfe niemand „faktisch dazu gezwungen werden, so intime Daten wie die Herzfrequenz, die Geschwindigkeit beim Joggen oder die Häufigkeit des Trainings im Fitnessstudio zu veröffentlichen“, schrieb er in einem Gastbeitrag für den Donaukurier.
Für Freizeitsportler seien die von sogenannten Fitness-Trackern gelieferten Daten durchaus sinnvoll. Wichtig sei aber, über sensible Daten „frei und selbstbestimmt“ entscheiden zu können, schrieb Maas. Deshalb dürften Krankenkassen keine Tarifmodelle anbieten, bei denen günstige Tarife an ständige Übermittlung der kompletten Gesundheitsdaten gekoppelt seien.
Bei der Konferenz in Berlin legte Maas noch einmal nach: „Es darf nicht sein, dass Informationen über individuelle körperliche oder seelische Schwächen auf dem Datenmarkt die Runde machen.“ Versicherte dürften bei Krankenversicherungen keine Nachteile haben, weil sie ihre Gesundheitsdaten nicht zur Verfügung stellen.
Verbraucher sehen auch Risiken
Einer Umfrage im Auftrag des Bundesjustizministeriums zufolge sehen viele Verbraucher durchaus Risiken bei der Nutzung von sogenannten Wearables - am Körper getragene Kleincomputer wie Fitnessarmbänder. 32 Prozent der Befragten befürchten demnach falsche Messwerte, 31 Prozent falsche Ratschläge und 39 Prozent sehen die Verwendung der Daten durch Dritte als Problem.
Dennoch: Derzeit nutzen einer weiteren Umfrage des Branchenverbands Bitkom zufolge bereits 31 Prozent der Deutschen ab 14 Jahren einen Fitness-Tracker zur Aufzeichnung von Gesundheitswerten wie Körpertemperatur, Gewicht oder Schrittzahl. Im Krankheitsfall würden 75 Prozent ihre Daten an den Arzt übermitteln. Unter chronisch Kranken sind es demnach sogar 93 Prozent. Ein Drittel der Befragten sei auch bereit, die Daten an Krankenkassen zu geben, etwa, um im Gegenzug Prämien zu bekommen.
Die Kassen denken daher derzeit über Tarife nach, mit denen Kunden Geld sparen können oder Sachprämien bekommen, wenn sie im Gegenzug gesundheitsbezogene Daten liefern. Die AOK Nordost etwa will Anfang 2016 ein „neues Bonus- und Prämienprogramm auf digitaler Basis“ anbieten. Es soll die Versicherten „zu einem gesunden Lebensstil motivieren“, erklärt die AOK. Wie genau es funktioniert, ist noch nicht bekannt.
Mehr ist über ein Vorhaben der Versicherungsgruppe Generali durchgesickert, das gesundheitsbewussten Kunden Rabatte gewährt. Es soll über ein Handyprogramm funktionieren und im ersten Halbjahr 2016 starten.
Das im Dezember verabschiedete E-Health-Gesetz der Bundesregierung sieht eine insgesamt stärkere Digitalisierung des Gesundheitswesens vor. Künftig sollen auf der elektronischen Gesundheitskarte viel mehr Patientendaten gespeichert werden können. In einem eigenen Patientenfach sollen Versicherte auch eigene Daten von Wearables ablegen können, sie sollen aber allein darüber entscheiden, wer Zugriff darauf hat. © afp/kna/aerzteblatt.de

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