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Medizin

Partielle Meniskektomie kann mechanische Symptome nicht beheben

Dienstag, 9. Februar 2016

dpa

Helsinki – Die Vorteile einer operativen Reparatur von nicht-traumatischen Meniskus­läsionen werden seit der Publikation der FIDELITY-Studie zunehmend kritisch beurteilt. Eine Post hoc-Analyse in den Annals of Internal Medicine (2016; doi: 10.7326/M15-0899) stellt jetzt selbst den Nutzen bei mechanischen Symptomen wie Schnappen und Blockierung infrage.

Die Finnish Degenerative Meniscal Lesion Study (FIDELITY) war zu dem Ergebnis gekommen, dass eine arthroskopische Meniskusteilresektion bei Patienten mit degenerativen Meniskusläsionen einer Scheinoperation nicht überlegen ist (New England Journal of Medicine 2013; 369: 2515-2524). Die randomisierte Studie wurde in der Folge zwar aus methodischen Gründen kritisiert, sie hat aber zu einer zurück­haltenderen Indikationsstellung geführt. Viele Orthopäden beharren jedoch darauf, dass mechanische Symptome wie ein Schnappen oder eine Blockierung, die sich erst nach forcierter Streckung des Gelenks lösen, ein eindeutiger Grund für eine partielle Meniskektomie bleiben.

Diese Ansicht wird jetzt durch eine Post hoc-Analyse der FIDELITY-Studie infrage gestellt. An der Studie hatten an fünf finnischen Kliniken 146 Patienten im Alter zwischen 35 und 65 Jahren teilgenommen, deren Symptome auf einen degenerativen medialen Meniskusriss hingedeutet hatten. Bei allen Patienten war eine Arthroskopie vorgenommen worden, doch nur bei der Hälfte der Patienten wurde der Schaden durch eine partielle Meniskektomie behoben. Bei den anderen Patienten begnügten sich die Orthopäden mit einer Lavage, also einer Spülung des Gelenks.

Wie das Team um Teppo Järvinen von der Universität Helsinki jetzt berichtet, litten 32 Patienten (46 Prozent) im Studienarm mit Meniskusteilresektion und 37 Patienten (49 Prozent) in der Kontrollgruppe vor der Operation unter mechanischen Symptomen. Bei den Nachuntersuchungen zwei, sechs und zwölf Monate nach der Operation litten im Studienarm mit Meniskusteilresektion weiterhin 34 Patienten (49 Prozent) unter mechanischen Beschwerden gegenüber 33 Patienten (43 Prozent) in der Kontrollgruppe. Der Unterschied zwischen den beiden Gruppen war nicht signifikant.

Von den 69 Patienten, die vor der Operation über mechanische Symptome geklagt hatten, persistierten diese nach der Meniskusteilresektion bei 23 Patienten (72 Prozent) gegenüber 22 Patienten (59 Prozent) in der Kontrollgruppe. Zu einer Besserung war es nach der Meniskusteilresektion bei 9 Patienten (28 Prozent) und nach der Scheinbehandlung bei 15 Patienten (41 Prozent) gekommen. Die Operationen erzielten demnach eher schlechtere Ergebnisse, doch der Unterschied war auch hier statistisch nicht signifikant.

Da es sich um eine Post hoc-Analyse handelt, die anfällig für Verzerrungen ist, dürfte die Beweiskraft der Studie begrenzt bleiben. Die bisherige Evidenz, dass eine Meniskusteilresektion die mechanischen Symptome bei degenerativen Erkrankungen bessert, sind laut Järvinen jedoch begrenzt./rme


http://annals.org/article.aspx?articleid=2490532|Abstract der Studie

http://www.eurekalert.org/pub_releases/2016-02/uoh-aks020816.php|Pressemitteilung der Universität Helsinki

http://www.aerzteblatt.de/nachrichten/57061|DÄ-Meldung: Meniskusschaden: Arthroskopische Operation in Studie oft ohne Vorteil

http://www.aerzteblatt.de/archiv/172553|DÄ-Übersicht: Therapie nichttraumatischer Meniskusläsionen

© rme/aerzteblatt.de

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