Medizin
Neuroreha: Aufgabenorientiertes Training ist Ergotherapie nicht überlegen
Dienstag, 16. Februar 2016
Los Angeles – Patienten, die durch einen Schlaganfall eine Einschränkung der Armmotorik erleiden, können durch eine Ergotherapie möglicherweise genauso gut gefördert werden wie durch ein spezialisiertes aufgabenorientiertes Training. Diesen Schluss ziehen Forscher der University of Southern California um Carolee Winstein aus einer klinischen randomisierten Studie. Sie berichten über die Ergebnisse in JAMA (doi:10.1001/jama.2016.0276).
Nach einem Schlaganfall gibt es verschiedene rehabilitative Verfahren, die den Patienten eine möglichst große Alltagstauglichkeit zurückgeben sollen. Motorisch komplexe Aufgaben, bei denen Arme und Hände eingesetzt werden, sind hierbei besonders schwierig wiederzuerlangen. In einigen Fällen kommt dann ein sogenanntes aufgabenorientiertes Training zum Einsatz.
Bei dieser Methoden liegt der Fokus auf dem Training von Alltagsaufgaben. In der Ergotherapie werden teilweise auch alltägliche Bewegungen geübt, jedoch nicht im selben Maße wie bei dem spezialisierten Training. Einzelne klinische Studien bescheinigen dem aufgabenorientierten Training eine besondere Effektivität, die laut den Autoren jedoch bisher nicht durch Metaanalysen bestätigt werden konnte.
In ihrer Studie untersuchten die Forscher den Effekt der beiden Methoden bei 361 Patienten, die infolge eines Schlaganfalls eine leichte Einschränkung der Arm- und Handmotorik erlitten hatten. Die Patienten nahmen an 30 Einheiten über zehn Wochen verteilt an einer Ergotherapie oder einem aufgabenorientierten Training teil. Eine weitere Interventionsgruppe machte nur Ergotherapie ohne eine vorgegebene Stundenzahl. Die Forscher überprüften den Erfolg der Trainings nach zwölf Monaten.
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304 Patienten (84 Prozent) komplementierten das Training und die anschließende Nachuntersuchung. Es zeigte sich, dass nach diesem Zeitraum das aufgabenorientierte Training keine besseren Erfolge brachte als die Ergotherapie. Die Handfunktion und motorische Funktionstests waren bei beiden Gruppen vergleichbar. Im Durchschnitt absolvierten die Teilnehmer 27 Einheiten. In der Gruppe ohne vorgegebene Stundenzahl absolvierten die Teilnehmer hingegen nur elf Stunden. Trotz der geringeren Stundenzahl zeigten die Teilnehmer keine schlechteren Ergebnisse in den Funktionstests.
Angesichts knapper Therapieplätze für rehabilitative Maßnahmen sei der fehlende Nutzen von fast doppelt so vielen Therapieeinheiten in der Studie zu beachten, meinen die Forscher. © hil/aerzteblatt.de

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