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Medizin

Wissenschaftler sehen Vorteile von Isomaltulose bei Diabetes Typ 2

Mittwoch, 17. Februar 2016

Potsdam – Warum die Verwendung von Isomaltulose statt des normalen Haushalts­zuckers für Patienten mit Diabetes Typ 2 von Vorteil sein könnte, berichten Wissenschaftler des Deutschen Instituts für Ernährungsforschung (DIfE).

Nach dem Verzehr von Isomaltulose steigt der Blutzuckerspiegel weniger stark an als nach dem Verzehr von Haushaltszucker, obwohl beide Zweifachzucker aus je einem Molekül Trauben- und Fruchtzucker aufgebaut sind und im Dünndarm komplett verdaut und aufgenommen werden. Dies ist laut den Autoren durch verschiedene Unter­suchungen belegt. Welche Stoffwechselmechanismen dieser Beobachtung zu Grunde liegen, sei jedoch noch wenig erforscht, erläutern die Forscher um Farnaz Keyhani-Nejad und Andreas Pfeiffer in der Zeitschrift Diabetes Care (doi: 10.2337/dc15-1891).

Die DIfE-Wissenschaftler untersuchten die Stoffwechselwirkung von 50 Gramm Isomaltulose beziehungsweise 50 Gramm Haushaltszucker im Rahmen einer Crossover-Studie an zehn Erwachsenen, die von Typ-2-Diabetes betroffen sind.

Isomaltulose ließ im Vergleich zum Haushaltszucker die Blutzuckerwerte der Probanden durchschnittlich um 20 Prozent weniger ansteigen. Die freigesetzten Insulinmengen verringerten sich um 55 Prozent. Die Wissenschaftler führen die Effekte auf die beiden Hormone Gastric inhibitory polypeptide (GIP) und Glucagon-like peptide-1 (GLP-1) zurück. GLP-1 stimuliert die Insulinfreisetzung und hemmt gleichzeitig die Ausschüttung des hormonellen Insulingegenspielers Glucagon. Beides führt dazu, dass der Blutzuckerspiegel sinkt.

Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass die unterschiedlichen Stoffwechseleffekte der beiden Zweifachzucker auf die chemisch unterschiedliche Bindung zwischen den beiden Einfachzuckern zurückzuführen ist. Während die Verdauungsenzyme Haushaltszucker recht rasch in Trauben- und Fruchtzucker spalten, dauert dieser Vorgang bei Isomaltulose länger. Hierdurch passiert ein großer Teil der Isomaltulose ungespalten die oberen Abschnitte des Dünndarms, in dem sich die GIP-produzierenden K-Zellen befinden, und kann so die GIP-Freisetzung nicht wesentlich stimulieren.

Die GLP-1-produzierenden L-Zellen befinden sich dagegen in den unteren Darmab­schnitten und setzen aufgrund der erst jetzt vermehrt vorliegenden Einfachzucker verstärkt das Darmhormon frei. Wie frühere Studien der Wissenschaftler zudem zeigen, kann GIP ungünstig auf den Stoffwechsel wirken und eine Fettleber sowie entzündliche Prozesse im Fettgewebe auslösen. Dies lässt annehmen, dass die ungünstigen Effekte von Haushaltszucker vor allem durch die Hormonantwort, das heißt, die vermehrte GIP-Freisetzung bedingt sind.

„Hinsichtlich der Regulation des Zuckerstoffwechsels ist Isomaltulose also deutlich besser geeignet als der gebräuchliche Haushaltszucker“, erläutert Pfeiffer, der am DIfE die Abteilung klinische Ernährung leitet. Er weist aber darauf hin, dass Isomaltulose weniger süß sei, so dass Patienten leicht verführt seien, mehr zu essen als vom Haushaltszucker. © hil/aerzteblatt.de

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Avatar #106067
dr.med.thomas.g.schaetzler
am Mittwoch, 17. Februar 2016, 23:55

Isomaltulose (Palatinose™) gegen Haushaltszucker?


Nach meinen Informationen wird Isomaltulose (Palatinose™) z. B. in 2.000 g (2 kg) Packungen vom Pati-Versand über Amazon zum Preis von EUR 16,59 (EUR 8,30 / kg) + EUR 5,90 Versandkosten angeboten. Von Palatinose™ werden Tausende von Tonnen produziert. Der Preis von Haushaltszucker beträgt dagegen nur ein Zehntel: Ab 0,85 EUR, also 85 Cent pro Kilogramm.

Die Behauptung, Isomaltulose sei als natürlicher Bestandteil von Honig oder Zuckerrohr quasi Naturstoff, wird dadurch entkräftet, dass Palatinose™ kommerziell enzymatisch aus Rübenzucker über eine bakterielle Fermentation gewonnen wird (Isomaltulose-Darstellung 1957 im Zentrallabor der Südzucker AG). Deshalb musste das Inverkehrbringen von Isomaltulose als neuartiges Lebensmittel oder neuartige Lebensmittelzutat gemäß der Verordnung (EG) Nr. 258/97 des Europäischen Parlaments und des Rates (Kommission der Europäischen Union, 25. Juli 2005) erst genehmigt werden.

Wenn in der Studie "Effects of Palatinose and Sucrose Intake on Glucose Metabolism and Incretin Secretion in Subjects With Type 2 Diabetes" die geringere Süßungskraft von 50 g Isomaltulose mit 50 g Haushaltszucker und dessen stärkerem Süßungseffekt untersucht wurde, verhält sich das so, wie wenn mit Wasser verdünnter Fruchtsaft gegen Direktsaft von Früchten antreten müsste. Auch dabei hätte der verdünnte Fruchtsaft einen niedrigeren glykämischen Index.

Das Ganze erinnert fatal an die jahrzehntelange Praxis, Fruchtzucker-haltige Produkte für Diabetiker-geeignet auszuloben und zu bewerben, ohne auf die langfristig ungünstigen metabolischen Auswirkungen zu achten. Zuletzt wurde endlich ein Werbeverbot für derartige "Diabetiker-Produkte" erlassen.

Bei Isomaltulose (Palatinose™) steht zu befürchten, dass eine mit der Fruktose-Euphorie vergleichbare Tendenz wieder los getreten wird: Die verminderte Süßungs-Wirkung steigert sich zu erhöhtem Verbrauch und r e d u z i e r t damit die hier beschriebenen, durchschnittlich um 20 Prozent weniger ansteigenden Blutzuckerwerte der Probanden. Gleichzeitig kann die Zuckerindustrie wieder von gewaltigen Gewinn-Margen träumen.

Mit Isomaltulose vs. Haushalts-Zucker wurden wieder einmal "Birnen" mit "Äpfeln" verglichen.

Mf + kG, Dr. med. Thomas G. Schätzler, FAfAM Dortmund
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