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Medizin

Eisenmangelscreening ohne Blutentnahme

Montag, 22. Februar 2016

München – Eine Methode, die es ermöglicht, ohne Blutentnahme auf Eisenmangel zu screenen, haben Forscher des Klinikums der Universität München entwickelt. Dafür wird eine flexible Lichtleitfaser sanft auf die Unterlippe aufgesetzt. Blaues Licht regt die Fluoreszenz eines in Spuren vorkommenden Moleküls in den roten Blutkörperchen in der Unterlippe an. Diese Fluoreszenz ist ein Maß für Eisenmangel. Die Arbeit ist in der Zeitschrift Nature Communications erschienen (doi: 10.1038/NCOMMS10776)

Eisenmangel ist eine weit verbreitete Mangelerscheinung, die zu Anämie führen kann. In Europa leiden über fünf Prozent der Bevölkerung – meist unerkannt – an Eisenmangel. Eine besondere Risikogruppe sind Schwangere. „Etwa die Hälfte aller Schwangeren, die bei uns im Perinatalzentrum Großhadern entbinden, ist von Eisenmangel betroffen. Eisenmangel erhöht das Frühgeburtsrisiko messbar. Außerdem sind Lebensqualität und Leistungsfähigkeit der Betroffenen erheblich einschränkt“, erläutert Uwe Hasbargen, Leiter des Perinatalzentrums am Klinikum der Universität München.

Bisher erfordern Verfahren, die auf Eisenmangel screenen, eine Blutentnahme und eine Laboruntersuchung. Mitarbeitern des Laser-Forschungslabors im LIFE-Zentrum am Klinikum der Universität München ist es in Kooperation mit Forschern aus dem Institut für Laboratoriumsmedizin und dem Perinatalzentrum der gleichnamigen Einrichtung, sowie von der Columbia University New York, nun gelungen, mittels einer fluoreszenz­spektroskopischen Untersuchung an der Unterlippe einen Marker für Eisenmangel ohne Blutentnahme quantitativ nachzuweisen.

Zink-Protoporphyrin in roten Blutkörperchen ist bereits ein etablierter Marker für Eisenmangel. „Bei der Bildung von roten Blutkörperchen wird bei Personen mit Eisenmangel während des Aufbaus des roten Blutfarbstoffs, dem Häm als Teil des Hämoglobins, häufiger ein Zinkion anstelle eines Eisenions eingebaut. Dadurch entstehen Zink-Protoporphyrin-Moleküle und es erhöht sich das Verhältnis der Zink-Protoporphyrin- zu Häm-Moleküle in den roten Blutkörperchen, die unter Eisenmangelbedingungen gebildet wurden“, erklärt Michael Vogeser, Institut für Laboratoriumsmedizin.

Zink-Protoporphyrin weist ein charakteristisches Fluoreszenzspektrum auf. Diese Fluoreszenz wird bei Geräten, sogenannten Hämatofluorometern, benutzt, um das Zink-Protoporphyrin aus einer Blutprobe zu bestimmen. In vivo ist der Einsatz aber schwierig, zum Beispiel weil die Hautdicke variieren kann.

Die Physiker einer Arbeitsgruppe um Herbert Stepp vom Laser-Forschungslabor, LIFE-Zentrum, haben mehrere Techniken entwickelt und in einem Prototyp umgesetzt, die die vielfältigen Probleme bei der nicht-invasiven Messung lösen. „In unserer Studie dauerte die gesamte Messprozedur weniger als zwei Minuten, was mit der gesammelten Erfahrung nun sogar noch deutlich reduziert werden könnte“, erläutert Ilknur Teksan, Ärztin am Perinatalzentrum Großhadern.

Die vorgestellte Methode zum Eisenmangelscreening hat laut den Forschern das Potential, Eisenmangel auch dann zu erkennen, wenn keine Laboruntersuchung möglich ist. Zusätzlich steht das Messergebnis sofort zur Verfügung. © hil/aerzteblatt.de

LNS

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