Vermischtes
Traumata bei Flüchtlingen: Experte schlägt Laientherapie vor
Mittwoch, 24. Februar 2016
Berlin – Unbehandelte psychische Störungen bei Flüchtlingen aus Bürgerkriegsregionen drohen aus Sicht eines Forschers eines der größten Integrationshindernisse in Deutschland zu werden. „Mit einer Traumafolgestörung hat man mehr Schwierigkeiten, eine neue Sprache zu lernen, eine Ausbildung zu machen, einer Arbeit nachzugehen”, sagte der Professor für Klinische Psychologie und Psychotherapie, Frank Neuner (Universität Bielefeld) im Vorfeld einer Verhaltenstherapie-Konferenz in Berlin. Auf der von Mittwoch bis Sonntag dauernden Veranstaltung wollte er über die Behandlung von Menschen aus „den dunkelsten Orten der Welt” sprechen.
Das Ausmaß der psychischen Belastungen bei Flüchtlingen und die Bedeutung für das Gesundheitssystem werde bisher weder gesehen noch ernst genommen, sagte Neuner. Er verwies auf Schätzungen, wonach 20 bis 40 Prozent der Erwachsenen und 20 bis 30 Prozent der Kinder unter den Flüchtlingen von sogenannten Traumafolgestörungen betroffen sind.
Diese können etwa durch selbst erlebte oder beobachtete Gewalt, Kriegshandlungen, Vergewaltigung oder Misshandlungen ausgelöst werden. Bezogen auf die Zahl der Flüchtlinge, die 2015 in Deutschland ankamen, wären das „nach konservativer Schätzung 200.000 Behandlungsbedürftige”, so Neuner. Mit den bestehenden Strukturen sei Deutschland dieser Aufgabe nicht gewachsen: An den spezialisierten Zentren für Folteropfer und Kriegsflüchtlinge bundesweit gebe es lediglich 4.000 Plätze.
Niedergelassenen Psychotherapeuten fehle es neben der Kompetenz für diese Klientel auch an Interesse, da sie ohnehin ausgelastet seien und die Sprachbarriere scheuten. Auch die für die Therapie nötigen Dolmetscher würden ohne größeren bürokratischen Aufwand nicht bezahlt, sagte Neuner.
Qualifizierte Laien können helfen
Nötig wäre aus Sicht des Professors ein niedrigschwelliges Angebot: „Mehrere hochkarätige Studien aus Deutschland und den USA haben gezeigt, dass auch qualifizierte Laien eine Psychotherapie anbieten können”, sagte Neuner. Denkbar sei es, für diese Arbeit bereits in Deutschland lebende Flüchtlinge oder Migranten zu gewinnen. Der Erfolg solcher Kurzzeit-Psychotherapien habe sich bisher in Kriegsgebieten wie Uganda und Ruanda gezeigt.
Dabei lernen zum Beispiel Lehrer, aber auch Kinder, eine sogenannte traumafokussierte Psychotherapie durchzuführen. Bei der Therapie würden die Erinnerungen an die traumatischen Erfahrungen in Erzählungen aufgearbeitet, was letztlich eine Verarbeitung der Traumata bewirke, erläutert Neuner. Um solche Therapien in Deutschland zu etablieren, seien Sonderregelungen nötig. „Derzeit ist das nicht möglich, weil nach dem Gesetz nur ausgebildete Psychotherapeuten eine Psychotherapie anbieten dürfen.”
Beim Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen (BDT) sieht man die Laien-Idee kritisch: In „hochentwickelten Ländern mit durchaus vorhandenen Ressourcen” gehe man so in Richtung einer Fehlversorgung, sagte Diplompsychologe Fredi Lang am Mittwoch. Traumatherapie sei eine komplexe Angelegenheit. Laienhelfer könnten Betroffene, wenn überhaupt, in den ersten 24 Stunden nach einem traumatischen Erlebnis unterstützen.
Wer neu in Deutschland ankomme, brauche ohnehin Zeit, um sich zu festigen - eine zu frühe und womöglich unsachgerechte Konfrontation mit einem Trauma könne dabei sogar schädlich sein, so Lang. Als schnelle Versorgung schweben ihm eher Online-Angebote vor, die auch ortsunabhängig wahrgenommen werden könnten. © hil/aerzteblatt.de

Dank meinem Vorredner und seinen kompetenten Unterzeichnern
Hier gab es ja den großen Feldversuch nach 9/11 als ein Heer von Psychologen sich auf die betroffenen Überlebenden/Angehörigen gestürzt hat. Man war ja so korrekt und hat hierüber auch eine Nachuntersuchung gemacht, bei der die nicht therapeutisch "konfrontierten" signifikant besser abgeschnitten haben.

Laienhilfe bei Flüchtlingen ja – konfrontative Traumatherapie durch Laien und Kinder nein
Nil nocere ist ein wesentliches Prinzip ärztlichen Handelns. Die vorgeschlagene Therapie ist mit erheblichen Risiken und Nebenwirkungen verbunden. Grundsätzlich ist die Idee, Laienhelfer in die psychotherapeutische Versorgung traumatisierter Flüchtlinge einzubeziehen, zu begrüßen. Doch muss ihr Aufgabenfeld sorgfältig bedacht werden. Die vorgeschlagene Narrative Expositionstherapie ist eine traumakonfrontative Methode, bei der traumatische Erinnerungen aktiv wiederbelebt werden. Traumakonfrontative Methoden können sehr wirksam sein, sind jedoch insbesondere bei unsachgemäßer Durchführung mit dem Risiko einer unkontrollierten Aktualisierung von traumatischem Erinnerungsmaterial behaftet und können insofern auch schädigende Auswirkungen haben. Sie gehören daher in die Hände von professionellen Psychotherapeuten.
Das Argument Neuners, schädliche Wirkungen seien in seinen Studien nicht erkennbar gewesen, kann nicht überzeugen, denn Fragen der Patientensicherheit können nur auf der Basis kumulativer Einzelbeobachtungen und nicht gruppenstatistisch beurteilt werden. Alle Unterzeichner sind erfahrene Traumatherapeuten, allen sind schädigende Wirkungen fehlindizierter traumakonfrontativer Therapien bekannt. Nach Auffassung der Unterzeichner würde es nicht geringe ethische Probleme aufwerfen, wollte man Flüchtlinge einem Risiko aussetzen, das man deutschen Patienten mit Traumafolgestörungen aus gutem Grunde nicht zumutet. Der Vorschlag Neuners, Kinder traumafokussierte Psychotherapien durchführen zu lassen, muss aus traumatherapeutischer und ethischer Perspektive strikt zurückgewiesen werden.
Hingegen können traumainformierte Laienhelfer traumatisierte Flüchtlinge in vieler Hinsicht unterhalb der Schwelle von Psychotherapie durch psychoedukative und ressourcenaktivierende Maßnahmen wirksam unterstützen. Derartige Interventionen werden bereits in breitem Umfang und mit gutem Erfolg in Beratungsstellen für Traumaopfer und im Rahmen von Traumapädagogik angewendet. Sie sind nicht nur effektiv, sondern auch hinreichend sicher, d.h. robust gegenüber unsachgemäßer Anwendung. Mehrere der Unterzeichner, die Erfahrungen mit diesen Methoden in Ländern mit geringem Einkommen in Afrika, Asien oder Lateinamerika und/oder bei Flüchtlingspopulationen in Deutschland haben, können die gute Wirksamkeit und Sicherheit dieser Methoden bestätigen. Laienhelfer darin auszubilden, kann sehr gewinnbringend sein und wird an verschiedenen Stellen bereits praktiziert.
PD Dr. med. W. Wöller, 53604 Bad Honnef
Prof. Dr. med. P. Abilgaard, 47053 Duisburg
Prof. Dr. med. R. Bering, 47805 Krefeld
L.-U. Besser, Facharzt f. Psychosom. Medizin, 30916 Isernhagen
Dipl.-Psych. B. Brand-Wilhelmy, Zentrum f. Folteropfer, 50670 Köln
Prof. Dr. med. Y. Erim, 91054 Erlangen
PD Dr. med. G. Flatten, 52062 Aachen
PD Dr. med. U. Gast, 24986 Mittelangeln
Dr. med. Th. Haag, 58313 Herdecke
Dr. med. A. Hofmann, 51373 Leverkusen
Prof. Dr. med. J. Kruse, 35392 Gießen u. 35043 Marburg
P. Liebermann, Facharzt f. Psychiatrie, 51373 Leverkusen
Dipl.-Psych. B. Lubisch, 52062 Aachen
Dr. med. M. Hase, 29549 Bad Bevensen
Dr. med. L. Joksimovic, 40629 Düsseldorf
H. Mattheß, Fachärztin f. Psychother. Medizin, 47269 Duisburg
Dr. med. A. Möllering, 33611 Bielefeld
Prof. Dr. med. L. Reddemann, A-9020 Klagenfurt
Dr. med. V. Tumani, 89073 Ulm
Dipl.-Psych. E. van Keuk, PSZ f. Flüchtlinge, 40213 Düsseldorf
Dr. med. S. Wintersperger, A-1140 Wien

Alternativen
David Berceli:
Körperübungen für die Traumaheilung
David Bercelli hatte die Idee eine Traumatherapie unabhängig von Bildung und Sprache zu entwickeln.
Lesen Sie hier weiter: http://niba-ev.de/literaturliste/forum_spezial.php
Hier finden Sie Links zur Fast Phobia Cure
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Und hier auf Youtube
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Trauma jetzt überwinden: Das Selbsthilfe-Programm mit NLP
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Mit freundlichen Grüssen
Michael

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